Originaltitel: ONCE
Irland 2006, 90 min
FSK 0
Verleih: Kinowelt
Genre: Musik, Liebe
Darsteller: Glen Hansard, Markéta Irglová
Regie: John Carney
Kinostart: 17.01.08
Es sind oft die kleinen Geschichten, die den größten Eindruck hinterlassen. Weil kleine Geschichten meist auch die ehrlicheren und gänzlich ohne inszenatorischen Bombast auskommende Geschichten sind. Ehrlich bis auf die Knochen ist auch ONCE, und dabei erzählt der Regisseur John Carney eine ganz einfache Geschichte, eine über die Liebe - besser die Beinahe-Liebe. Vor allem aber eine über Menschen, die Musik lieben, die von der Musik irgendwie leben, und die sich über die Musik verlieben. In andere Menschen, die ebenfalls Musik lieben ... Und diese fast auf ein archaisches Maß reduzierte Geschichte ist in ihrer Klarheit das vielleicht schönste, auf jeden Fall das am stärksten berührende Stück Kino der letzten Zeit. Doch worum im Detail geht es überhaupt, wer begegnet wem, wer verliebt oder beinaheverliebt sich?
Es ist ein Straßenmusiker, der auf Dublins Pflaster herzerweichende Lieder zur Gitarre singt, teils mit solcher Empathie, daß Menschen erschrocken hinschauen, oder sich völlig gefesselt dazustellen. Wie eine junge Tschechin, die nicht nur Rosen auf den Straßen verkauft, sondern auch eine gute Pianistin ist. Wie gut sie zu Klavier geht, zeigt sich kurz nach der ersten Begegnung der beiden in der vielleicht am heftigsten aufwühlenden Szene des Films, wenn sie sich in einem Musikalienladen ans Piano setzen. Er gibt den Takt vor, zupft die Gitarre, und sie, das Mädchen mit dem scheu-fröhlichen Blick, streicht dazu die Tasten.
Dann klingt "Falling Slowly" an, und genau das geschieht mit jedem fühlenden Betrachter, dessen Herz nicht völlig aus Stein gemacht ist. In dieser Reaktion, derer man sich gar nicht erwehren kann, spiegelt sich das Einfache und dennoch Komplexe der Geschichte wieder: handelt sie doch von Menschen, die Erlebtem, Gefühltem, Glücklichem und manchmal auch weniger Schönem einen Ausdruck verleihen können, in dem wir uns wieder erkennen, daraufhin verflossener Lieben erinnern, aktueller Lieben bewußter werden und dann genau das machen, was man machen muß: schmunzeln oder gleich heulen ... So nah dran war selten ein Film, und John Carney versteht es perfekt, die groben biographischen Eckpfeiler der Hauptfiguren so zu montieren, daß sie in diesem ruhigen Fluß aus Melodien, Blicken, knapp Gesagtem und teils hitzig Erlebtem ganz wunderbar mitströmen. Da braucht es keine Kniffe, kein Um-die-Ecke-Schießen, da genügen die Begebenheiten, die das ganz normale Leben so bereit hält: Sprachbarrieren, die auch für einen sanften Witz herhalten, Bekenntnisse, die sich mal in derb hingeschrammelten Wutsongs oder öfter in fragilen Balladen entladen, Verrücktheiten wie der spontane Ausritt auf einem heißen Ofen ins Dubliner Umland.
Und immer wieder dieses Wechselspiel aus Ungesagtem und Erhofftem, Gesagtem und Enttäuschendem, dieser stete Funkenflug zwischen zwei auch irritierten Menschen, die zum einen sorglos mimen, Entscheidungen fällen und im Gegenzug sich zweimal versichern, ob der Telefonhörer auch richtig aufliegt. Weil das Klingeln ausbleibt.
ONCE ist dennoch vielmehr als "nur" eine klassische Boy-Meets-Girl-Geschichte, es ist eine verführerisch eingespielte Hymne auf alle Liebenden und ein kleisterfreier Aufruf: Romantiker, aller Länder ...
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.