Originaltitel: ORPHAN
USA 2009, 123 min
FSK 16
Verleih: Kinowelt
Genre: Horror, Drama, Thriller
Darsteller: Isabelle Fuhrman, Vera Farmiga, Peter Sarsgaard, Aryana Engineer
Regie: Jaume Collet-Serra
Kinostart: 22.10.09
Nach dem Verlust ihres Babys droht die Ehe von Kate und John Coleman am Schmerz zu zerbrechen, weshalb sie im Waisenhaus nach einem Kind suchen, um es zu adoptieren. Schnell fällt die Wahl auf Esther: ein blasses Schneewittchen mit Püppchenlächeln und Strahleaugen. Ein musisch begabtes, flugs nach Hause geholtes Traummädchen. Doch was das US-Plakat im Gegensatz zum Pärchen Coleman wußte: „There’s Something Wrong With Esther.“ Genauer gesagt, stimmt mit der Prinzessin so einiges nicht: Zunächst versprechen nur ihre finsteren Blicke künftiges Unheil, aber schon bald liegt eine Leiche im Schnee ...
Mehr Handlung darf man einfach nicht verraten, doch wer jetzt in vermeintlicher Kenntnis der kommenden Entwicklungen abwinkt, irrt gewaltig. Esther ist weit entfernt vom weiblichen Damien, sie will keineswegs die Apokalypse heraufbeschwören oder ähnlichen Quatsch. Nein, der Teufel in Engelsgestalt verfolgt ein perfides, höchst persönliches Ziel. Was dem Drehbuch alle Gelegenheiten bietet, mit seinem trügerisch ruhigen Erzählfluß einen enormen Spannungsbogen aufzubauen, gestärkt von Szenen, in denen Familiengeheimnisse ans Licht kommen und Psychoterror regiert. Da gerät selbst ein Strauß Rosen zur Seelenpein, weil Esther mörderisch clever agiert, ohne Gnade die Colemans gegeneinander ausspielt und so im Zuschauerraum für wesentlich größere Schweißflecken sorgt als jedes Blutbad, denn Splatterfreunde werden hier nie erfreut, es entspinnt sich eher ein funktionstüchtiges Horrordrama. Welchem indes jedes Mittel recht ist: Allein die Armsequenz sollte selbst bei hartgesottenen Mannsbildern für Gesichtsmuskelzerrungen und gequältes Stöhnen sorgen. Und wenn endlich Esthers Motivation enthüllt wird, dann durch eine so haarsträubende wie logische Auflösung, die man sogar als Genre-Junkie nicht hätte erahnen können. Respekt!
Angesichts solcher Leistung ist es schade, daß ein professionell inszenierter, auch angemessen brutaler, aber eben keine Überraschungen bietender Showdown – inklusive der schon in RING 2 ziemlich erheiternden Klarstellung „I’m Not Your Fucking Mommy!“ – bloß Konventionen bedient und eindeutig zum Stilbruch gerät. Am originellen Gesamteindruck ändert sich trotzdem kaum etwas, zumal Isabelle Fuhrman dem Satansbraten assoluto weiterhin beängstigende Präsenz verleiht. Diesem Kind mal nachts begegnen? Ein Alptraum ...
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...