Originaltitel: SEX
Norwegen 2024, 118 min
Verleih: Alamode
Genre: Drama
Darsteller: Thorbjörn Harr, Jan Gunnar Røise
Regie: Dag Johan Haugerud
Kinostart: 22.05.25
Wenn sich zwei Schornsteinfeger gegenseitig anfassen, bedeutet das dann eigentlich die doppelte Hoffnung auf Glück? Mal darüber nachdenken! Regisseur Dag Johan Haugerud erzählt von zwei Schornsteinfegern in Oslo, die sich gegenseitig eher berühren. Weil sie Kollegen sind und Freunde. Hetero sind sie auch, haben Vertrauen in den jeweils anderen, Offenheit im Wort, die man Männern gemeinhin nicht zuschreiben würde. Doch die beiden sind anders, so wie die gesamte OSLO-Trilogie Haugeruds anders ist. Exzellent anders. Nach LIEBE und TRÄUME heißt der dritte Teil SEX. Leider nicht im Deutschen. Frage: War es potentiell zu einschränkend? Antwort: Es ist egal!
Der eine Feger gesteht dem anderen, daß es gestern über ihn gekommen sei. Daß er nach dem Fegen des Schornsteins spontanen Sex mit einem Mann hatte. Als wäre es nichts, gesteht der andere daraufhin die Hitze seiner Träume. David Bowie würde ihm erscheinen und ihn als Frau betrachten. Realität und Traum bringen für beide die Gedanken in Gang, doch weder werden sie von Geheimniskrämerei getrieben sein noch von Lügen. Entwaffnend ehrlich gehen die Männer mit Gefühlslagen um, drehen Klischees ins Nichts, wundern und häuten sich, fragen. Ihre Frauen kommen ins Spiel, und weiter geht es mit dieser im Grunde so unfaßbaren Anti-Hysterie, mit der auch SEHNSUCHT Gravierendes und Alltägliches behandelt.
So leidenschaftlich wie beiläufig speziell über Sprache und trotzdem einer kinematographischen Ader, die vom Spiel bis zur Inszenierung reinweg verblüffend ist. Die Krux nur: OSLO STORIES ist so verdammt schwer zu beschreiben, braucht am Ende einfach eine XXL-Tüte Neugier statt Popcorn.
[ Andreas Körner ]