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Otomo

Von der Schwierigkeit zu Überleben

Ein Teufelskreis. Frederic Otomo, ein Asyl suchender Westafrikaner in Stuttgart, kriegt sie wieder nicht, die schlecht bezahlte Hilfsarbeiterstelle. Abgelehnt, da er nicht mehr als eine Aufenthaltsduldung vorweisen kann.

Als er mit der Straßenbahn fährt, gerät er in eine Fahrausweiskontrolle und wird aufgefordert, an der nächsten Station auszusteigen, da die Tarifzonengrenze dann erreicht sei. Doch Otomo bleibt in der Bahn und es scheint, als hätte der feindlich dreinblickende Kontrolleur genau da-rauf gewartet. Es kommt zu Tätlichkeiten und Otomo flieht. Ab sofort wird eine Großfahndung nach dem nun als gewaltbereit geltenden Schwarzen veranlaßt. Otomo will das Land verlassen. Doch damit ihn ein holländischer Trucker mit über die Grenze nimmt, braucht er 400 Mark. Da spricht er die hilfsbereite Gisela an. Doch auch sie kann das Schlimmste nicht verhindern...

Nach einer wahren Begebenheit des Jahres 1989, bei der Otomo zwei Polizisten tötete und schließlich selbst erschossen wurde, inszeniert Frieder Schlaich sein fast dokumentarisch angelegtes Drama. Schade, daß Schlaich für dieses ergreifende Schicksal nicht der Kraft des Kinos vertraut. Um den latent vorhandenen Rassismus deutscher Amtsstuben widerzuspiegeln, muß man totgehörte Phrasen einfach nicht wiederholen. Die Ausländerfeindlichkeit, auch innerhalb der deutschen Polizei, läßt sich doch in Gestik und Mimik wunderbar ausdrücken. Alles andere ist Charakter des Hör- und nicht des Lichtspiels.

So realistisch Schlaich die ablehnende Grundhaltung Beamteter und der allgemeinen Bevölkerung einschätzt, so ungeschickt spielt er auch allen nationalistischen Abschiebungsbefürwortern die Karten zu, in dem er sich zu gestelzten Dialogplattitüden hinreißen läßt.

Auch die angedeutete Liebesgeschichte zwischen Gisela und Frederic muß zwangsläufig distanziert bleiben, hätte daher auch ausgespart werden können. Vielleicht wäre Schlaich besser beraten gewesen, einen Dokumentarfilm über die verzweifelte Tat zu drehen oder sich eben einer kinotauglicheren Sprache zu bedienen.

D 1999, 85 min
Verleih: MFA

Genre: Drama, Polit

Darsteller: Isaach De Bankolé, Eva Mattes

Stab:
Regie: Frieder Schlaich
Musik: Freundeskreis

Kinostart: 29.06.00

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.