Originaltitel: PAPILLON
USA 2018, 117 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Action, Drama
Darsteller: Charlie Hunman, Rami Malek, Tommy Flanagan
Regie: Michael Noer
Kinostart: 26.07.18
Diese Geschichte, sie ist natürlich „großes Kino.“ Und sie wurde ja auch schon dort erzählt; 1973 unter der Regie von Franklin J. Schaffner und, man weiß es ja, mit Steve McQueen, der in der Titelrolle ein so ungeheuer präsenter und charismatischer Papillon ist, daß im Grunde jeder Schauspieler, der das Angebot bekommt, diese Figur per Remake noch einmal auf der Leinwand zu mimen, nur abwinken kann. Denn was eben diese Figur, die des Henri „Papillon“ Charrière, angeht, hat McQueen alles gezeigt, was zu zeigen ist. Und das auch nach Meinung Charrières. Also jenes Mannes, der damals noch erleben durfte, daß sein zum Bestseller avancierter autobiographischer Roman „Papillon“ mit Starbesetzung verfilmt wurde.
Nichts, was Charrière sich Jahrzehnte zuvor nur annähernd hätte träumen lassen. Anfang der 30er Jahre wurde der Kleinganove und Dieb für einen Mord, den er nicht begangen hatte, zu lebenslanger Haft in der Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guyana verdammt. Im Grunde ein Todesurteil, lebendig begraben fernab der Welt. Flucht? Ausgeschlossen! Die Versuche, die unternommen wurden, scheiterten allesamt. Wer sie überlebte, hatte drakonische Strafen zu erdulden. Doch konnte das „Papillon“ Charrière nicht schrecken. Wo andere resignieren, bewahrte er sich den Traum von der Freiheit. Gemeinsam mit dem Fälscher Louis ging er daran, ihn sich zu erfüllen. Wieder und wieder, allen auch grausamen Rückschlägen zum Trotz.
Ganz klar: Die Emotionalität und das Pathos dieser Geschichte – beides wirkt immer noch. Auch im Remake Michael Noers kann man mit Papillon fiebern und sich packen lassen von diesem Kampf menschlicher Selbstbehauptung unter unmenschlichsten Bedingungen. Und muß man sagen, daß Charlie Hunman kein Steve McQueen ist und Rami Malek als Louis kein Dustin Hoffman? Oder der Inszenierungsstil des Films eine gewisse telegene Glätte hat, die auch den Härten dieses Strafkolonie-Daseins immer etwas zu forciert exotisch Malerisches gibt?
Ja, es wären Vorwürfe, die treffen. Aber das ändert nichts daran, daß auch dieser PAPILLON noch einmal seine schönen Flügel für ein Kinoabenteuer ausbreitet, das alles bereithält, was man von einem Kinoabenteuer dieser Couleur erwarten darf. Die großen Gesten und Emotionen – und die Spannung, die hier waltet, selbst wenn man um den Ausgang der Geschichte weiß.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.