Originaltitel: PAST LIVES
USA 2023, 106 min
FSK 0
Verleih: StudioCanal
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Greta Lee, Yoo Teo, John Magaro
Regie: Celine Song
Kinostart: 10.08.23
Schon dieser Anfang! In einer einzigen Kameraeinstellung werden da drei Menschen – eine Frau zwischen zwei Männern – beobachtet, die um drei Uhr morgens zusammen in einer New Yorker Bar vor ihren Drinks sitzen. Und der, nein, die Beobachter, nämlich wir, die Zuschauer, spekulieren aus dem Off und im diskreten Ton, also so, wie man das manchmal macht, spätnachts in einer Bar, darüber, wie wohl diese drei Menschen miteinander verbunden sind. Welche Anteile an Liebe, Freundschaft, an Glück und Verletzungen in dieser Konstellation enthalten sein könnten.
Man mag diesem Anfang von PAST LIVES ansehen, daß er von einer Theaterautorin stammt. Die Aufmerksamkeit fürs Setting, für die Figuren, schon in ihrer Körperhaltung zueinander, das Gespür für Sprache: alles Attribute guten Theaters. Aber weit wichtiger ist (wir sind ja im Kino!), wie all das dann den Takt vorgibt für diesen Film, der – und das wiederum sieht man ihm keine Sekunde an – ein Regiedebüt ist. Das der südkoreanisch-kanadischen Dramatikerin Celine Song nämlich. Die hat PAST LIVES nach ihrem eigenen Drehbuch inszeniert, und darüber, in welchem Maße dabei autobiographisch Elemente in die Geschichte einflossen, mag man gern mal spekulieren. Fakt ist: Young Na, die Heldin in PAST LIVES, ist gebürtige Südkoreanerin, die als 12jährige mit ihren Eltern nach Kanada auswanderte. Und jetzt als Theaterautorin in New York lebt. Gemeinsam mit Arthur, ebenfalls Schriftsteller. Und zudem Geliebter und Seelenverwandter Nas. Allerdings: Was das angeht. ist er vielleicht nicht der Einzige – Hae Sung heißt der Mann, der seit frühen Kindertagen fest in Nas Gefühls- und Gedankenwelt verankert ist.
Drei Akte, drei Lebensabschnitte: Im Zwölfjahresrhythmus wirft PAST LIVES den Blick auf Na. Beginnend mit dem Abschied aus Südkorea, und das heißt dem Abschied von Schulfreund Hae Sung. Eher zufällig treffen die beiden zwölf Jahre später wieder aufeinander. Im Internet. Es dauert noch einmal zwölf Jahre, bis sie sich in der Wirklichkeit wiedersehen. In New York.
Zwei Menschen, die sich eigentlich kaum kennen und doch ein Leben lang eine starke Verbundenheit fühlen. Wie kommt das? Seelenverwandtschaft? Reinkarnation? Die irre Alchemie der Gefühle? Und welche Anteile an Liebe, Freundschaft, Glück und Verletzungen provoziert das? Fragen, die PAST LIVES in einer erzählerisch wunderbar ruhigen Kreisbewegung umschwebt. Ein durch und durch lebenskluger, berührender Film.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.