Originaltitel: PATAGONIA
I 2023, 110 min
FSK 16
Verleih: Salzgeber
Genre: Drama, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Andrea Fuorto, Augusto Mario Russi, Elettra Dallimore Mallaby, Alexander Benigni
Regie: Simone Bozzelli
Ist man erst wirklich frei, wenn man nichts braucht? Wenn man Dinge und Menschen ohne Bedauern hinter sich lassen kann und weiterzieht? Der junge Aussteiger Agostino verbrennt Sachen einfach, mit denen er sich nicht mehr belasten will. Als Kinderunterhalter zieht er in einem alten Wohnmobil in den Abruzzen von Dorf zu Dorf. Dabei sammelt er eines Tages Yuri auf, einen naiven Jungen, dessen linkische Welpenhaftigkeit in scharfem Gegensatz zu seiner eigenen Abgebrühtheit steht.
Es entwickelt sich eine eigenwillige Dynamik zwischen diesen beiden Außenseitern, sie ist aufgeladen mit erotischer Spannung und Träumen von einer weiten Reise. Das Einzige, was Agostino von seinem Vater behielt, war eine CD, auf welcher Patagonien als Land von Opfern und Unschuld besungen wird; Chiffre für einen unverdorbenen Ort, wo die Menschen glücklich sind.
Das Italien der Gegenwart hingegen wirkt karg, ärmlich und wie aus der Zeit gefallen. Zusammen mit anderen Aussteigern versuchen Ago und Yuri, in einem wilden Party-Camp eine Gegenwelt zum bürgerlichen Dasein aufzubauen, doch auch an diesem Ort hat die Freiheit ihre Grenzen. Emotionale und ökonomische Abhängigkeiten belasten die widersprüchliche Beziehung der beiden.
PATAGONIA nimmt sich viel Zeit, um in die ausdrucksstarken Gesichter seiner Darsteller zu blicken, dann wieder öffnet sich der Blick für die Weite des Raumes. Beeindruckende Naturpanoramen und allgegenwärtiger Zivilisationsmüll existieren nebeneinander. Seinen pulsierenden Debütfilm stellt Regisseur Simone Bozzelli in die große Tradition des italienischen Neorealismus und dessen Erzählungen aus dem Leben der vermeintlich „einfachen Leute.“
[ Dörthe Gromes ]