Er ist ein freundlicher, älterer Herr, dieser José Alberto Mujica Cordano, besser bekannt als Pepe Mujica. Noch sehr wach blicken die Augen im Gesicht des 80jährigen. Vital sind seine Bewegungen. Melancholisch lächelt er, wenn er seinen geliebten Tangos lauscht. In einfachen Worten legt er seine Gedankengänge dar. Unverstellt und klug. Was schon selten genug ist bei einem Berufspolitiker, bei einem Staatsoberhaupt aber eine echte Rarität darstellen dürfte.
Und eine solche ist Pepe Mujica durchaus. Schon die Eckpunkte seiner Biographie lassen das ahnen: Geboren 1935 in Montevideo, Radsportler in früher Jugend, wenig später im Guerilla-Widerstand. 14 Jahre seines Lebens verbrachte Pepe Mujica im Gefängnis, vorwiegend in Einzelhaft. Zweimal konnte er unter durchaus spektakulären Umständen fliehen. Setzte seinen politischen Kampf fort, wurde erneut inhaftiert – und schließlich 1985, dem Jahr, als in Uruguay die Demokratie wiederhergestellt wurde, freigelassen und rehabilitiert.
Es sind diese kämpferische Lebensgeschichte und politische Biographie Pepe Mujicas, der die Dokumentarfilmer Heidi Specogna und Rainer Hoffmann schon in TUPAMAROS (1997) ein Denkmal setzten. Nur, daß diese Geschichte mit diesem „Polit-Happy-End“ der Neu-Demokratisierung Uruguays noch lange nicht zu Ende ging. Einmal Kämpfer, immer Kämpfer. Pepe Mujicas Leben blieb die Politik. Heute ist er der Staatschef Uruguays. Ein Amt, das er nach sechs Jahren in diesem März niederlegt.
PEPE MUJICA ist ein biographisches Resümee. Ein Sinnieren auf dem letzten Stück Lebensweg über diesen Lebensweg. Mal dozierend, mal nachdenklich. Mujica ist ein Mann, den man als pragmatischen Träumer von einer besseren Welt beschreiben könnte. Als einen, der sich selbst treu blieb und das Kunststück fertigbrachte, sozialistischen Idealen ohne Dogmatismus zu huldigen.
Doch, das ist einnehmend. Und ganz eingenommen ist dann auch Specogna. Ihr Film: ein Porträt in Verehrung. Pepe redet, wir lauschen. Was dabei entsteht, ist das in Milde gemalte Bild eines Politikers und Menschen, der immer der „einfache Mann aus dem Volke“ blieb. Wer solche Bilder gern betrachtet, ist hier gut aufgehoben. Wer indes von einer Doku wenigstens den alibihaften Hauch kritischer Distanz erwartet, eher nicht.
D 2015, 93 min
FSK 0
Verleih: Piffl
Genre: Biographie, Dokumentation, Polit
Regie: Heidi Specogna
Kinostart: 05.03.15
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.