D 2024, 109 min
FSK 12
Verleih: Real Fiction
Genre: Dokumentation, Biographie, Polit
Regie: Doris Metz
Kinostart: 12.09.24
Dieser Film ist die intensivere Fortsetzung von DIE UNBEUGSAMEN, Torsten Körners 2020er-Dokfilm über die Garde politischer West-Frauen der alten Republik. Dort tauchte natürlich auch Petra Kelly auf – als Grünen-Gründerin, Parlamentarierin, Ikone. Körner hätte, wie er sagt, gern selbst über sie vertiefend gesammelt und montiert, Kollegin Doris Metz war eher dran und macht vieles richtig, um Kelly packend zu packen. Einzig das ACT NOW!, das Verzurren ihrer Nachwirkung im zivilen Ungehorsam von heute, ist seltsam aufgesetzt. Luisa Neubauer dazu zu befragen, liegt nahe, ist aber einfallslos.
Doch, schnell zum Guten! Kelly bekommt Präsenz. Über Hör- und Bildbeispiele ihres Charismas, die Klugheit ihrer Taten und Denkansätze, ihre stets unterschätzte Internationalität, die suggestiv zu spürende Leidenschaft in Sachen Ambition und Weigerung, politische Zustände eines Landes auf eben dieses eine Land zu begrenzen. Kelly hatte die Welt im Blick.
Es ist ein Fleißwerk, weil es ein solches sein muß, entstanden nach Auswertung schier endlos scheinender Archivbestände. Dort mit der Pinzette essentielle und bislang kaum beachtete Facetten dieser besonderen, am Ende tragischen Protagonistin gegriffen zu haben, ist der Regisseurin gelungen. Für Ost-Seher werden es beispielsweise Kellys Kontakte zu Honecker sein, für die Allgemeinheit die Bedrohungsszenarien in Kellys Umfeld. Und all das mit Partner Gert Bastian wäre einen nächsten Film wert.
Zu mutmaßen, wie sich Kelly heute politisch verhalten würde, gleicht in Anbetracht dieser komplexen, aus sich selbst heraus wirkenden Persönlichkeit sinnentleerter Kaffesatzleserei.
[ Andreas Körner ]