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Petting Zoo

Layla, lebe nur!

War eben kein Petting, sondern richtig! Layla ist jetzt schwanger und 17, bekommt ein Kind von Danny, diesem unreifen Verliererteenie, der abhängt und durchhängt, an der Shisha nuckelt und als früher Vater eine ziemlich traurige Gestalt abgeben würde. Layla mag die Handgelenke von Jungs. Vielleicht hat Danny ein besonders schönes. Wenigstens das. Kein Grund, sich nicht von ihm zu trennen, wieder wegzuziehen aus seiner versifften Jungsbude, bevor es richtig angefangen hat. Omas ärmliches Häuschen im Grünen wird Laylas Auffanglager. Dort, wo der Alltag weitergeht für alle, die die Schwingtür schwingen lassen.

„Was machen Sie? Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen.“ Der betagte Aphorismus stammt von der Berliner Salondame Rahel Varnhagen v. Ense, trifft heute aber genauso auf diese „Un-Dame“ Layla aus San Antonio, Texas zu. Schwanger, okay, was ist zu tun? Die harsche Begegnung mit den Eltern, die den Draht zu ihrer Tochter längst gekappt haben, hätte sie sich sparen können. Dabei wollte sie von ihnen nur die Unterschrift für eine Abtreibung. „Niemals, wir klären das als Familie!“, tobt der Vater los. Laylas Gesichtsausdruck verändert sich kaum. Sie ist eine Stille. Eine Blasse. Ein Mädchen auf dem Umweg zur Frau.

Layla lebt die Verdrängung. Diszipliniert beendet sie die Schule und bekommt ein Stipendium für die Uni in Austin. Sie schmeißt ihren Nebenjob und findet einen neuen. Sie mag sich neu verlieben und verliebt sich. Das nächste schöne Handgelenk … Sie will Sex und hat Sex, will Auto fahren und lernt es. Manchmal möchte man Layla schütteln, bis man merkt, daß sie das Elixier für einen gemeisterten Tagtraum schon gefunden hat. Es ist die überraschend wohldosierte Mischung aus Stur- und Gelassenheit, Pragmatismus und Einsicht in das, was passiert ist, gerade passiert und passieren wird. Ob Katastrophe oder Befreiungstat – Layla ist es recht.

PETTING ZOO ist ein naturalistischer, genauer Film im Stile Kelly Reichardts, der seine tiefer liegenden Themen nicht wie Banner vor sich herträgt. Nicht die autobiographischen Ansätze der in Berlin lebenden Regisseurin und Drehbuchautorin Micah Magee, nicht die System- und Gesellschaftskritik an ihrer Heimat USA, erst recht nicht die wundervolle Devon Keller. Sie ist die nächste Laiendarstellerin, die den Reflex, sie in eine große Zukunft schicken zu wollen, automatisch auslöst.

Originaltitel: PETTING ZOO

D/Griechenland/USA 2015, 93 min
FSK 12
Verleih: Peripher

Genre: Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Devon Keller, Austin Reed, Deztiny Gonzales, Kiowa Tucker

Regie: Micah Magee

Kinostart: 19.05.16

[ Andreas Körner ]