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Piaffe

Was vom Pferd erzählt

Immer dann, wenn der hiesige Filmversuch sonst unsichtbare Soundmagie hinter den Kulissen wirkt, bringt er Spaß: Da vertritt Neu-Geräuschemacherin Eva ihre psychisch kranke Schwester Zara beim Vertonen eines pferdelastigen Werbespots. Eva hängt sich richtig rein und noch mehr, weswegen der Schüchternen plötzlich ein Schweif wächst, welcher wiederum die Libido ankurbelt. Als ein Botaniker erst Heimeliges säuselt („Farnwurzeln: Man kann sie nur durch ihre andere Hälfte begreifen …“), ehe er offensiv verführt („Farne haben eine komplexe Sexualität!“), liefert das daher genug erhitzte Gründe, sich dem Mann BDSM-technisch hinzugeben. In einer Spannungssequenz wird Eva zudem von Zara – Ausdruck süßer Erniedrigung? – mit Erdbeeren beworfen, irgendwann folgen tapsig bebilderte und kaum besser ausgeführte Tanzmoves, bevor schließlich …

Die „Frankfurter Rundschau“, erkennbar hingerissen, bejubelt auf dem Plakat selten gesehene „freie, undefinierte Erotik.“ Ungeachtet allen kollegialen Respekts kann so was eigentlich nur jemand ernsthaft schreiben, den friseurliche Diskussionen über Pferdeschwänze reflexartig erröten lassen. Gegenmeinung: Dieser verklemmte Krampf bleibt in öder Pseudoprovokation stecken (oral penetrierende Rose), dazu sorgt es statt Knistern bloß für Heiterkeit, sich audioerotisch den eigenen Schweif zu bürsten. Niemand versteht hier, daß Sex keine ausgewählte Körperteile beackernde Body-Performance ist, sich wahre Dominanz eben nicht darin erschöpft, dürre Seile um bebende Brüste zu wickeln.

Und am schlimmsten: Jede intendierte Befreiung geht in unverwandter zeitgeistiger Political-Correctness-Zwangsbeachtung flöten.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...