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Pina

Wim Wenders' Hommage an Pina Bausch

3D-Fieber auf der Berlinale. Zwei Urgesteine des deutschen Kinos, Wim Wenders und Werner Herzog, erkunden die Brauchbarkeit der 3D-Optik für den Dokumentarfilm; Herzog filmt prähistorische Höhlenmalerei in CAVE OF FORGOTTEN DREAMS, Wenders filmt Tanz in Wuppertal. Der Impuls ist ganz richtig: Wieso sollte man dieses Feld ausschließlich dem Mainstream-Kino überlassen? In beiden Fällen ist der Gegenstand auch angemessen. Während Herzogs Film allerdings oft eher die Grenzen des 3D-Formates aufzeigt, etwa wenn sich seine zu weit in den Vordergrund gerückten Interviewpartner wie Gespenster in Luft aufzulösen scheinen, arbeiten Wenders und Team sehr genau mit der Perspektive und finden neue Bilder von berückender Schönheit.

Natürlich, sie haben – anders als Herzog – auch die Möglichkeit, mit den Bausch-Tänzern mehrerer Generationen zu arbeiten, einfach auszuprobieren, wo die Kamera wirklich eine Tiefe hinzuzufügen hat. Ursprünglich sollte das mit Pina Bausch zusammen geschehen. Nach ihrem Tod im Sommer 2009 wurde daraus nun eine Hommage. Es geht dabei nur am Rande um Bauschs Arbeitsmethode, um den familiären Charakter des Ensembles. In erster Linie geht es um Bewegung im Raum, und die spricht an den meisten Stellen einfach für sich.

Wenders inszeniert aber auch die Stadt Wuppertal. Es ist eine gelungene Rückkehr: Schon sein Roadmovieklassiker ALICE IN DEN STÄDTEN spielte im Schatten der Wuppertaler Schwebebahn. Nun erleben wir eine Fahrt in der Schwebebahn in 3D, doch nicht als optisches Spektakel, sondern als subtilen und sogar humorvollen Kommentar zur Geschichte einer Stadt, der Pina Bausch immer treu blieb. Wenders holt die Tänzer von der Bühne, auf der sie ebenfalls Geschichte schrieben, und läßt sie auf markanten Plätzen in der Stadt einen postindustriellen Tanz aufführen. „Tanzt, sonst sind wir verloren“, hätte Pina Bausch wohl gesagt.

Und Pina? Wenders findet geeignete Mittel, sie doch noch in den Film zu holen. Manche Kritiker werden zwar einwenden, das ist aber doch nicht Pina Bauschs Tanztheater, was hat denn der Wenders davon schon verstanden? Nun, spielt das eine Rolle? Es ist etwas Neues – ein durchaus berechtigter Blick auf Bauschs Erbe, auch wenn er natürlich subjektiv ist. So hat man Tanz im Film jedenfalls noch nicht gesehen.

D/F 2010, 100 min
FSK 0
Verleih: NFP

Genre: Dokumentation, Biographie

Darsteller: Ales Cucek, Anna Wehsarg

Stab:
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders

Kinostart: 03.03.11

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...