Originaltitel: PIONEER

Norwegen/S/D 2013, 106 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm

Genre: Thriller, Drama

Darsteller: Aksel Hennie, Wes Bentley, Andre Eriksen, Stephanie Sigman

Regie: Erik Skjoldbjaerg

Kinostart: 30.10.14

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Pioneer

Tauchen für die Heimat

Die Lesarten dieses Films sind wie Flanken für einen Stürmer in einem variablen Spiel. PIONEER kann Polit- oder Psychothriller sein, Taucher- oder Lebensdrama. Von allem steckt mehr oder minder viel drin. Je nach gefundenem Anteil wird der Zuschauer dieses nordeuropäische Gemeinschaftswerk zu schätzen wissen. Wer aber die Vielzahl der Elemente eher als Unentschlossenheit wertet, wird Probleme bekommen. Logischerweise.

Die norwegische Fahne, hineingerammt in den Boden neben einer Kapsel, erinnert an ein ähnliches Szenario – damals auf dem Mond. Hier aber steht das weiß umrandete blaue Kreuz auf rotem Grund für den Stolz einer ganzen Nation auf dem Meeresgrund. Längst steht es auch für den satten Reichtum eines Landes, der auf riesigen Öl- und Gasvorkommen beruht. Daran, daß es nicht nur Vorkommen geblieben sind, haben Taucher enormen Anteil, besonders in der Mitte der 70er Jahre, wo an Roboter für den alltäglichen Gebrauch noch nicht zu denken war.

Also mußten Menschen runter in die Nordsee, Männer wie Petter und sein Bruder Knut, die sich monatelang in Simulationstests auf Tauch- und Schweißgänge in 500 Meter Tiefe vorbereitet haben. Forscher und Mediziner standen ihnen zur Seite, einheimische und US-amerikanische. Letzteres wird sich zunächst fast unmerklich, später mit Vehemenz zum Politikum hochschaukeln. Denn Knut kommt bei einem Tauchversuch ums Leben. Ausgerechnet Petter hat einen Fehler gemacht, doch die Ursache dafür vermutet er in einem falschen oder falsch dosierten Gasgemisch. Als er wieder auf den Beinen ist, beginnt er, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Dabei stößt er auf eine Reihe diffuser Umstände. Petter wird erfahren, daß es einigen aus seinem Umfeld gar nicht so recht ist, die Wahrheit aus dem Dunkel der See ans Licht zu bringen. Als man schon glaubt, der „böse Ami“ sei es mal wieder gewesen, muß man sich zumindest leicht korrigieren. Schuld daran ist auch das mächtige Schlußbild. Ist ja kein Dokumentarfilm, dieser PIONEER! Auf „wahren Begebenheiten“ beruht er trotzdem.

Mag in der Figurenzeichnung manches eher platt daherkommen (familiärer Bruder hier, einsamer Bruder da), mögen insbesondere Frauen nicht viel mehr als Stichwortgeberinnen sein – Erik Skjoldbjaergs Film ist eine ansprechende Variation real-fiktionalen Unterhaltungskinos. Just durch den offensiven Mix der Elemente ist es eben kein Spartenkino geworden.

[ Andreas Körner ]