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Playoff

Den Korb gegeben

Der Israeli Eran Riklis kommt in diesem Jahr gleich mit zwei neuen Filmen. Eine schöne, seltene Stabilität ist das, denn noch immer wirken seine beeindruckenden Arbeiten DIE SYRISCHE BRAUT und LEMON TREE nach. Für den ersten der beiden Neuen ist Riklis sogar zur Stoffentwicklung und zum Dreh nach Deutschland gekommen. PLAYOFF klingt schon im Titel nach Sport, um Sport geht es dann auch. Am Rande. Und um eine Tatsache.

Dem Fußball in diesen Breiten die Popularität abzulaufen, wird Basketball nie gelingen. Da bekommt er einen Korb. Versuche aber gibt es immer wieder, schon Ende der 70er war das so. Um Wind in die Nationalmannschaft zu bekommen, wurde damals mit Ralph Klein ein Erfolgstrainer geholt. In seiner Heimat war Klein, der in PLAYOFF Max Stoller heißt, ein Held – nur war seine Heimat Israel, was der Verpflichtung einige Brisanz bescherte. Stoller wurde in Israel natürlich angefeindet, in Deutschland sah man ihn vor allem als jüdischen Holocaust-Überlebenden. Die Wunden waren 20 Jahre nach Kriegsende noch nicht geschlossen.

Verschärft wurde das Engagement Stollers durch die Tatsache, daß er seine Kindheit just in Frankfurt (Main) verbracht hat und seit dieser Zeit ein ungelöstes Familienrätsel mit sich herumträgt. Max glaubt, die Schuld am Verschwinden des Vaters zu tragen. Endlich Klarheit zu bekommen, dürfte ein unsportlicher Grund für die Job-Zusage gewesen sein. Fremdgewordenes trifft auf einst Vertrautes. Äußerlich gibt er sich gelassen, ganz Profi, ganz harter Hund gegenüber einer nur bedingt motivierten Mannschaft, mit der er konsequent Englisch spricht. Innerlich getrieben, zieht es Stoller immer wieder an Orte der Vergangenheit. In der einstigen Wohnung trifft er die Türkin Deniz und ihre Tochter Sema. Auch die beiden suchen. Wie wäre es, gemeinsam zu finden?

PLAYOFF nimmt es genau im Rekonstruieren der 80er, nicht nur im Rauchzwang des Trainers. Eran Riklis fühlt sich sensibel in seine Figuren ein, zeigt sie zögernd wie entschlossen, bedacht darauf, das Richtige im richtigen Moment zu tun. Er verzichtet gottlob auf illustrierende Rückblenden, gibt speziell seinem Hauptdarsteller Danny Huston nötigen Raum. Und doch fehlt diesem Drama das Zentrum, die nötige Wucht, das letzte Geheimnis, die entscheidende Kraft. Was am Zuviel liegen dürfte. Zu viele Worte, zu viele Erklärungen, zu viele Figuren und Offensichtlichkeiten.

Originaltitel: PLAYOFF

D/F/Israel 2011, 107 min
FSK 0
Verleih: Wild Bunch

Genre: Drama, Historie, Biographie

Darsteller: Danny Huston, Amira Casar, Hanns Zischler, Max Riemelt, Mark Waschke

Regie: Eran Riklis

Kinostart: 30.05.13

[ Andreas Körner ]