Originaltitel: PLEASURE

S/NL/F 2021, 109 min
FSK 18
Verleih: Weltkino

Genre: Drama, Erotik

Darsteller: Sofia Kappel, Evelyn Claire, Dana DeArmond, Chris Cock

Regie: Ninja Thyberg

Kinostart: 27.01.22

Noch keine Bewertung

Pleasure

Distanziert, eigenwillig, stilsicher

Man kann den Inhalt dieses Films getrost mit einem Satz abhaken: Linnéa, eine 19jährige Schwedin, will in Amerika große Karriere als Pornostar machen und wird dabei mit den knallharten Realitäten eines knallharten Busineß konfrontiert.

Tatsächlich ist das im Grunde genug Information zur Handlung in Ninja Thybergs PLEASURE. Auch, weil etwas anderes hier dann viel wichtiger ist: Die erstaunliche, wenn nicht schon bewundernswerte Souveränität nämlich, mit der die Regisseurin es geschafft hat, allen Gefahren zu entgehen und alle Befürchtungen zu zerstreuen, die bei einem derartigen Sujet zutage treten können. Denn bevor man darüber spricht, was PLEASURE für ein Film geworden ist, muß man sagen, was er nicht ist: Keine pamphletistische Pornoindustriekritik, kein Vehikel für irgendwelche künstlerischen Wir-trauen-uns-was-Provokationseitelkeiten. Und erst recht kein als Realismus maskierter spekulativer Voyeurismus. Allen echten Pornobiz-Größen und expliziten Szenen zum Trotz, mit denen PLEASURE gleichwohl aufwartet.

Thybergs Blick auf das Pornogeschäft wie auf die Menschen, die darin arbeiten, ist ein distanziert beobachtender. Einer, der die Ambivalenzen sucht. Und findet. Der entlarvend ist, aber im Entlarven nicht triumphiert.

Und wie dabei visuell immer wieder das Explizite und Implizite ineinanderfließen, wie unumwunden die Kamera hin-, aber im richtigen Moment eben auch mal wegschaut, wie sie mit einen Seitenblick das absurde, bittere, brutale, aber auch komische – und ja: menschliche – einfängt, macht PLEASURE zu einem so eigenwilligen wie starken, mithin stilsicheren Stück Kino.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.