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Plötzlich aufs Land

Lebensschule Tierarztpraxis

Erstaunlich, mit welch’ Ernsthaftigkeit dieser Film seine Handlung vorträgt. Natürlich würde es sich anbieten, mit dem Seifenopernhaften und Kitschigen selbstironisch zu kokettieren. Schließlich schreit einiges an PLÖTZLICH AUFS LAND danach, als hätte sich „Tierärztin Dr. Mertens“ in eine der französischen Provinzkomödien verirrt.

Dieser filmische Stimmungsraum kreist um Alex, die dem Land eigentlich den Rücken gekehrt hat. Ihr Onkel Michel lockt sie jedoch zurück in die alte Heimat, wo sie seine Tierarztpraxis übernehmen soll. Dafür muß sie erst an Michels Kollegen Nico vorbei, der alles daransetzt, die junge Nachwuchswissenschaftlerin ihre mangelnde Erfahrung spüren zu lassen. Man muß sich nichts vormachen: Durch welche privaten Befindlichkeiten, Reibereien und Aussöhnungen dieses audiovisuelle Schmuse-Programm steuert, ist schnell durchschaut.

Die Spannungskurve gleicht eher einer Geraden mit Schlaglöchern. Und doch wird da zwischen Lebenslektion, amouröser Krise und Hundeverarztung eine durchaus ernstzunehmende Mission ersichtlich. Da ist ein Bemühen, von Spannungen der Urbanisierung zu erzählen, von finanziellen Schwierigkeiten und Fremdheitsbegegnung. Der Regisseurin und Autorin Julie Manoukian mag es nur nicht vollends gelingen, das Widerspenstige ihrer taffen Protagonistin über das Naive und ihren Spielball-Charakter triumphieren zu lassen. Ihr Initiationsritus in der zunächst feindseligen Dorfgemeinde gleicht unter der menschelnden und versöhnlichen Fassade eher einer seltsamen Aneignung. Als hätte man zwar ein Wesen, aber in erster Linie auch dessen bloße Nützlichkeit entdeckt.

[ Janick Nolting ]