Pierre, ein aufstrebender Schriftsteller, scheint ein unbeschwertes Leben zu führen. Er ist reich, sieht gut aus, ist glücklich verliebt, hat seinen ersten Roman veröffentlicht und lebt sorgenfrei mit seiner Mutter auf einem Schloß in der Normandie. Doch das Leben kann sich schnell ändern. Pierre schwankt mit seinen Gefühlen zu Lucie, weil er nachts immer vom gleichen Traum geplagt wird: Ihm erscheint ein wildes, dunkelhaariges Mädchen. Eines Abends, der Hochzeitstermin steht nun fest, fährt Pierre noch zu Lucie, um ihr die freudige Mitteilung persönlich zu überbringen. Auf dem Weg dahin begegnet ihm das Mädchen aus seinem Traum. Isabelle, so nennt sie sich, behauptet, sie sei seine Schwester. Pierres Welt bricht zusammen. Er weiß nicht, was er glauben und fühlen soll. Doch er ist magisch von Isabelle angezogen. Er bricht mit seinem bisherigen Leben und flüchtet mit Isabelle in einen Vorort von Paris. Dort werden beide, vollkommen mittellos, von einer Art Kommune aufgenommen. Pierre will, beeinflußt durch seinen Lebenswandel, ein Buch über die Wahrheit schreiben. Doch wird er die Wahrheit je finden? Pierres ehemalige Freundin kann ihn nicht vergessen und zieht ebenfalls in die Kommune. Nun beginnt eine qualvolle und undurchschaubare Dreierbeziehung, die alle verzehrt. Isabelle treibt dies zu Selbstmordversuchen. Das Leben der drei geht peu á peu bergab. Pierres zweites Buch wird von seiner Verlegerin abgelehnt. Er bewegt sich am Rande des Wahnsinns...
Leos Carax zieht den Zuschauer in den Bann, wie schon vor acht Jahren mit Die Liebenden von Pont Neuf. Er zeigt die tragischen und verzweifelten Momente eines Schriftstellerlebens, ohne dabei dick aufzutragen. Selbst inzestuöse Sexszenen wirken bei Carax zwingend, denn hier wird nicht weichgezeichnet. Seine Bilder sind mystisch, doch reell und stets von Depressionen begleitet.
Dieser Film ist keine seichte Kinounterhaltung, sondern geht tief und gnadenlos unter die Haut. Was auch an den brillanten schauspielerischen Leistungen von Guillaume Depardieu, Katerina Golubeva und Catherine Deneuve liegt.
Originaltitel: Pola X
F 1998, 134 min
Verleih: Arthaus
Genre: Drama, Literaturverfilmung, Erotik
Darsteller: Guillaume Depardieu, Katerina Golubeva, Catherine Deneuve
Regie: Leos Carax
Kinostart: 16.12.99
[ Christiane Rausch ]