Originaltitel: POMPEII
Kanada/D 2014, 105 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Action, Abenteuer, Historie
Darsteller: Kit Harington, Carrie-Anne Moss, Emily Browning, Kiefer Sutherland
Regie: Paul W.S. Anderson
Kinostart: 27.02.14
Zerstören hat Lustpotential. Weiß man seit Kindertagen, wenn man die liebevoll und begeistert erbaute Sandburg wieder plattmachte. Und zwar liebevoll und begeistert. Ja, ist aus pädagogischer Sicht vielleicht mit Stirnrunzeln zu betrachten, ändert aber nichts am Lustgewinn, den eine hin und wieder freudig ausgelebte Destruktion haben kann.
Nun ist es im vorangeschrittenen Alter eher befremdlich, mit roten Bäckchen der Begeisterung Sandburgen zum Einsturz zu bringen. Aber gottlob gibt es das Kino, wo man zwar nichts selber zerdeppern darf, aber die Möglichkeit hat, einer zünftigen Zerstörungsorgie im Breitwandformat beizuwohnen. Aktuell bietet POMPEII dazu die Gelegenheit. Und klar – ein Vulkan, der eine (antike) Stadt in Schutt und Asche legt, das macht schon was her. Allerdings gibt es bezüglich Paul W.S. Andersons Film etwas Entscheidendes, das die Stimmung trübt.
Nein, nicht die Handlung, auch wenn die bezüglich Originalität wenig ehrgeizig ist: Milo ist jung, schnucklig, muskulös. Außerdem Kelte und Gladiator. Als solchen verschlägt es ihn nach Pompeii, wo er erstens Patriziertochter Cassia (jung, schnucklig, zierlich) entflammt, zweitens Freundschaft mit dem Top-Gladiator Atticus schließt (nicht mehr ganz jung, nicht allzu schnucklig, aber voll muskulös) und drittens den Mörder seines Stammes, mithin seiner Eltern, wiedertrifft – den Feldherrn Corvus, einen Bilderbuchschurken, der dann auch noch seine schurkischen Griffel nach Cassia ausstreckt.
Ein Story-Vehikel, das daherklappert, bis der Berg zu beben beginnt. Und das vielleicht auch deshalb, weil die Darsteller hier jene Art Schauspiel zeigen, in der Mädchen sanft die Augen senken, Helden entschlossen mit dem Kiefer mahlen und Schurken schlangenhaft zischeln. Die Theatralik unfreiwilliger Komik, zu der gelegentlich geradezu absurde Dialoge das ihre beitragen.
Ist aber im Grunde alles nicht schlimm, könnte man sagen, keiner erwartet von einem Sandalen-Schinken eine Shakespeare-Historie. Was aber an POMPEII den Spaß trübt, ist ein Finale, das zwar wuchtig wummert, aber als Untergangsszenario leider ebenso uninspiriert ist wie der Rest. Eine Abfolge an Standards des Spektakulären, die nichts Spektakuläres mehr haben, weil man das alles wahrlich schon besser gesehen hat, und wohl auch, weil man sieht oder weiß, daß das vorrangig alles Computer-Gefriemel ist. Und so sehnt man sich: nach den guten, alten Kunststoffkulissen alter Kinodekaden. Und den Sandburgen der Kindheit.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.