D 2023, 99 min
FSK 0
Verleih: Plaion

Genre: Abenteuer, Erwachsenwerden, Kinderfilm

Darsteller: Martha Haberland, Franz Krause, Peter Lohmeyer, Dieter Hallervorden, Nilam Farooq

Regie: Markus Dietrich

Kinostart: 24.08.23

5 Bewertungen

Ponyherz

Die Pferdeflüsterin

Offenheit ist geboten, wenn man sich außerhalb der Zielgruppe befindlich mit familienaffinem Kino in Form eben von Pferdefilmen beschäftigen darf. Erbsenzähler, Korinthenkacker, Besserwisser und Anschlußfehler-Afficionados sind hiermit ausgeladen, ganz einfach, weil es denen, für die Filme à la BIBI & TINA, IMMENHOF, OSTWIND und jetzt eben PONYHERZ gedacht sind, den Spaß daran verdirbt. Und Spaß kann man an PONYHERZ durchaus haben, wenn man das Unrunde, dramaturgisch vielleicht nicht ganz Sattelfeste einfach mal entspannt untern Tisch fallen läßt. Filme wie dieser tun nichts Schlechtes, im Gegenteil, sie verstehen sich eher als Teil einer sehnsuchtsvoll herbeizitierten harmonischeren Welt. Und diesem ehrenwerten Ansatz sich zu verwehren, wäre mindestens borniert, PONYHERZ ist zweifelsfrei für Klein und Groß guckbar – außer für Zyniker.

Sympathisch sind die beiden einem schnell: Annie, die es aus Hamburg aufs Land verschlägt, weg von den Freunden wegen des elterlichen „Umzugs nach Mordor“, und Lorenz, der rothaarige und ziemlich schnell verliebte Kerl, der wohl schon immer in dem Kaff Großhottendorf lebt. Lorenz packt auf dem Hof des Onkels richtig mit an, und Annie kann sehr gut zeichnen, ihr Lieblingsmotiv sind Pferde, noch als Ersatz, bis sie irgendwann ein eigenes haben könnte. Und während Annie sich gegen stänkernde Mitschülerinnen wehren und bei ihren auf die Arbeit konzentrierten Eltern durchboxen muß, erblickt sie eine Herde Wildpferde, unter ihnen das mit einer besonders schön gezeichneten Blesse ausgestattete Ponyherz. Annie hat sofort ein Gespür für das Tier. Als sich Wilddiebe ebenfalls für die Schönheit der Tiere interessieren, gewinnt der Film auch deutlich an Tempo, und Lorenz schlüpft endlich in die Heldenrolle.

Die Bilder sind zum Teil verführerisch, die Sonnenaufgänge perfekt, ein Fest der Romantik mit Nüsterndampf beim zufriedenen Grasen, die Pferde schnauben und wiehern, daß einem das Herz aufgeht, das Blubbern als Aufforderung des Näherkommens hat das Pferd Ponyherz am besten drauf, so schlimm kann Provinz also gar nicht sein. Der Bauernhof, auf dem Lorenz lebt, sieht ohnehin aus wie eine Reiseempfehlung für Stadtfliehende, Ziegen, Hühner, Katzen, Schweine ... alle da! Und die Blicke, die die beiden Teenager tauschen, sind schnell eindeutig, die Botschaft sowieso: Ängste gilt es zu überwinden, sich der Natur zuzuwenden, wahre Freunde zu erkennen und dieses wilde Pochen der ersten Liebe einfach geschehen zu lassen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.