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Pornfluencer

Beine breit mit Busineß-Plan

Früher sagte man Taugenichts, heute heißt das Influencer. Mit Influencern haben die hier unter dem irreführenden Titel porträtierten Nico und Andreea wenig gemein, außer den unbedingten Willen, mit knappem Aufwand den großen Reibach zu machen. Sie drehen private Pornos, die meist männliche, eher ältere Klientel zahlt artig. Nun hat sich Joschua Bongard für sein Dokfilm-Debüt das hehre, bei der Thematik aber auch reichlich naive Ziel gesetzt, einen „sex-positiven“ (sagt man heute so ...) Film zu drehen. Es glückt ihm Größeres.

Man wird schnell skeptisch, wenn das junge, eher blasse Paar jeden Tag das Ritual der Selbstaffirmation exerziert. Darin und im Laufe des Films, der ohne größere Kommentare auskommt, zeigt sich, daß die beiden einer fetten Illusion aufsitzen. Zu oft reden sie von Freiheit und meinen doch nur Geld, der Blick ins bescheiden bestückte Bücherregal offenbart Preziosen wie „Der Wolf der Wall Street“ und – um im Duktus zu bleiben – geiler noch: „Reicher als die Geissens.“ Nico argumentiert mit Phrasen aus dem Wie-unterdrücke-ich-meine-Freundin-Workshop, und Andreea weiß, daß Nico gut zu ihr ist, solange sie brav bleibt. Sie sind beide Marionetten ihrer Ängste und Defizite, sie macht sich gar nicht so viel aus Sex, er hat gehöriges Suchtpotential. Darüber hinaus aber langweilen beide in ihrer Durchschnittlichkeit den Zuschauer recht schnell, was wiederum einen zweifelhaften Blick auf das für die im biederen Setting entstandenen Clips zahlende Klientel wirft.

Übrigens: Weil Nico von Ein-Jahres-Busineß-Plänen spricht und davon, daß er nur an das glaubt, was ihm gut tut, macht man es ihm bei Letzterem am besten gleich, denn sonst könnte einem der gelegentliche Spaß am Pornogucken noch vergehen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.