Originaltitel: THE PRESTIGE
USA 2006, 128 min
Verleih: Warner
Genre: Drama
Darsteller: Christian Bale, Hugh Jackman, Michael Caine, Scarlett Johannsson
Regie: Christopher Nolan
Kinostart: 04.01.07
London im Nebel der Jahrhundertwende. Elektrizität gilt noch als Hexerei, Magier hingegen sind die anerkannten Entertainer ihrer Zeit. Mit Illusionsshows füllen sie Säle, lassen Tiere verschwinden, befreien sich sekundenschnell aus wassergefüllten Tanks und fangen Pistolenkugeln mit den Händen.
Wäre er 100 Jahre früher geboren, Christopher Nolan wäre sicher ein solcher Bezwinger der Naturgesetze geworden, der mit flinken Fingern und todsicherem Timing das Publikum in Erstaunen und Ehrfurcht versetzt. Da er nun mal ein Zeitgenosse ist, tobt er sich seit Jahren in einem ähnlichen Metier aus - auf der Kinoleinwand. Er verschachtelte in MEMENTO Logik und Zeit, als gäbe es kein Morgen, kein Heute und kein Gestern. 2005 hauchte er dem leblosen BATMAN-Universum neue Energie ein. Damals erklärte er Christian Bale zu seinem vorläufigen Lieblingsmimen und verpflichtete ihn für sein ambitioniertes Nachfolgeprojekt PRESTIGE. Für den Kostümkrimi um zwei rivalisierende Magier läßt er mit Aufwand und Hintersinn eine düstere Zeit aufleben, die zwischen Fortschritt und konservativer Starre feststeckt. Er katapultiert uns mitten hinein in die Rivalität der einstigen Zauberkollegen Robert Angier und Alfred Borden. Als jedoch Angiers Frau ihrem eigenen und Bordens Ehrgeiz zum Opfer fällt, ist ein Kampf auf Lebenszeit entfesselt. Rache ist ein nimmersattes Raubtier, obgleich Borden der talentiertere Magier ist, vermag Angier die effektvollere Show zu bieten. Das genügt ihm nicht, er neidet Borden dessen Familienleben, schießt auf ihn und will schließlich das Geheimnis um dessen besten Trick lüften ...
Opulente Ausstattung, eine doppelt und dreifach verschachtelte Struktur, prominente Gastauftritte - Nolan fährt allerhand auf, um uns mit dem Kleinkrieg zweier Männer zu fesseln, die vom Ehrgeiz getrieben werden. Er beherrscht sein Handwerk perfekt, doch all die Staffage lenkt von der eigentlichen Geschichte ab.
Bei der leistet sich Nolan aber einen Schnitzer, für den er vor 100 Jahren von der Bühne geflogen wäre: Nachdem er das Publikum lange Zeit im faszinierten, neugierigen Halbwissen schweben läßt, erklärt er seinen Trick und läßt die über zwei Stunden gekonnt aufgebaute Atmosphäre und Spannung innerhalb von Sekunden verpuffen. Auch eine Art Zauberei, aber mitnichten ein Kunststück.
[ Roman Klink ]