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Prince Avalanche

Back To The Roads

Während Regisseur David Gordon Green mit diesem Streifen wieder zu seinen Independent-Wurzeln zurückkehrt, machen sich seine Figuren Alvin und Lance auf, eine lange, sehr lange Straße mit gelben Mittelstreifen zu markieren. Monotone Arbeiten, die in Bewegung halten, regen zum Denken an, bringen etwas an die Oberfläche, das eine neue Richtung weist. Vor allem, wenn man sich in einer Landschaft bewegt, die von einer Katastrophe markiert wurde, einem Brand.

Alvin jedenfalls hat beschlossen, sich dieser Art Meditation hinzugeben, er hat sie wohl auch bewußt gesucht, um sich, um etwas zu finden und sich von den Wehwehchen der modernen Zivilisation zu befreien. So zelebriert er das einfache Leben mit Fischen und Campen, Jagen und Schweigen, irgendwie ganz Bohemian-like, schreibt poetische Briefe an seine Liebe. Und fühlt sich Lance, dem jüngeren Bruder seiner Freundin, überlegen. Der will raus aus dem Wald und Frauen treffen, weiß nicht, wie man Zelte errichtet und zeigt keinerlei Interesse an Bildung. So mäandert das ungleiche Paar die Straße entlang, Streifen um Streifen.

David Gordon Green zeigt in einer wunderbaren Mischung aus tragisch-ironischer Heldenreise, Komödie und Buddy-Movie einen Männerfilm der besonderen Art. Es werden Gespräche über Frauen geführt, es wird sich gekloppt, besoffen, vertragen und verfolgt, aber Green erzählt davon gewissermaßen besinnlich, gar anrührend. Die Wildnis, die Redundanz des alltäglichen Schuftens und die grotesken Begegnungen, wie sie nur „real“ passieren können, säumen den Roadtrip der Männer. Ein alter Trucker mit einer Kiste Selbstgebrautem taucht auf, genau in dem Moment, als eine persönliche Niederlage ansteht. Eine Frau sucht in den verkohlten Überresten ihres Hauses nach ihrem Flugschein – als Erscheinung des Vergänglichen, als unsichtbarer Engel der verlorenen Liebe?

Diese Art „Geistergeschichten“ liegen wie ein vorbeihuschender Schatten über der Handlung, die leichthändig von melancholisch in sehr, also wirklich sehr lustig umschlagen kann. Green gewann verdient den „Silbernen Bären“ für die „Beste Regie“ auf der diesjährigen Berlinale. Paul Rudd (Alvin) gab in einem Interview zu Protokoll, daß es sehr schwierig für ihn war, bei den Arbeiten zum Film sein „Alpha-Male“ zu „zügeln.“ Eventuell war es aber auch nur der überdimensionierte Schnurrbart, der Alvins egozentrisches Wichtiggetue ad absurdum geführt hat.

Originaltitel: PRINCE AVALANCHE

USA 2013, 94 min
FSK 6
Verleih: Kool

Genre: Komödie

Darsteller: Paul Rudd, Emile Hirsch

Regie: David Gordon Green

Kinostart: 26.09.13

[ Susanne Schulz ]