Ein knallharter Hund, das sieht man ihm gleich an. Und doch läßt sich ein Jahrhundertganove wie Jacques Mesrine nicht in ein klar umrissenes Gut-Böse-Schema pressen. Töten kann er, ohne Zweifel, doch er verfügt da noch über Restbestände an Moral: Als er im Krieg gegen Algerien vor den Augen eines Gefangenen, quasi als härteste Foltermethode, dessen Freundin abknallen soll, erschießt er den Gefangenen selbst. Immerhin ... Zurück in Frankreich arbeitet er sich in der Unterwelt schnell hoch, wobei ihm Verständnis anzutragen ist, denn das Angebot seines Vaters war zwar seriös, aber eben nicht verlockend für einen jungen, zügellosen Kerl: Jacques sollte doch im Geschäft des Alten mitarbeiten. Der Vater verkauft Spitze ...
Dabei wird Mesrine die Ideale seiner Mutter schon erfüllen, mehr oder weniger: Ein Mann geht arbeiten, gründet eine Familie und wird von den Nachbarn geachtet. Mesrine wird bald sogar regelrecht gefürchtet, weil er einer ist, der nicht lange fackelt. Einmal unter den Fittichen des Gangsterbosses Guido (brillant von einem unterschwellig-bedrohlichen Depardieu gegeben), dauert es nicht lange, bis die Köpfe rollen, Mesrine abtauchen muß, was ihn von Morden, Überfällen und anderen sozialen Entgleisungen nicht abhalten soll. Von Frankreich nach Spanien, von dort in die Staaten und irgendwann in den Knast nach Kanada.
Mit genau dem richtigen Tempo, effizienten Schnitten und ohne das peinliche Anbiedern an den angesagten Retro-Schick erzählt Jean-François Richet eine atemberaubende Geschichte über ein angeschossenes Tier, über einen Menschen unter Dauerstrom. Diese ungebündelte Energie Mesrines wird verstärkt in den klug gesetzten ruhigeren Momenten: Beim Tanz mit der schönen Spanierin Elena, beim Warten im Krankenhaus, als Elena die gemeinsame Tochter, das erste von drei Kindern, entbindet. Nachdem Mesrine im Knast heftigster Folter ausgesetzt war, ist sein Blutdurst unstillbar geworden. Sein Motto: dehors ou mort. Draußen oder tot. Ihm gelingt die spektakuläre Flucht, und jetzt legt das Raubtier richtig los. Dazu gehört ein irres Kommando, mit dem er versucht, das verhaßte Gefängnis zu stürmen, und die Dreistigkeit, kaum in Freiheit, eine Bank zu überfallen und die Gegenüberliegende eben gleich noch mit ...
Dies ist einer der Filme, die man ewig schauen könnte, Vincent Cassel erweist sich als Idealbesetzung für diesen virilen, manchmal kopflos-kindischen Jungen, der doch nur eines will: Ruhm und Anerkennung. Cassel steht für das Geheimnis dieser Figur Mesrine: männlich, auf schräge Art schön, hitzig und manchmal gar zärtlich und dann wieder von einer wahrlich animalisch anmutenden Brutalität. Und wenn dann Cassels unvergleichbares Grinsen einsetzt ...
Originaltitel: MESRINE – L’INSTINCT DE MORT
F 2008, 110 min
FSK 16
Verleih: Senator
Genre: Action, Drama, Gangster
Darsteller: Vincent Cassel, Cécile de France, Gérard Depardieu
Regie: Jean-François Richet
Kinostart: 23.04.09
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.