Originaltitel: PULSE

USA 2006, 90 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Horror

Darsteller: Kristen Bell, Ian Somerhalder, Christina Milian, Rick Gonzalez, Jonathan Tucker

Regie: Jim Sonzero

Kinostart: 30.11.06

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Pulse

Die Mär vom brüllenden Tod

Moderne Geister haben meist zwei Dinge gemeinsam: Zunächst spuken sie durch japanische Horrorfilme, welche dann später als amerikanische Remakes mehr oder weniger gelungen reanimiert werden. Und heutzutage sind keine abgelegenen Burgen mit moderigen Kellern das bevorzugte Domizil der blassen Entitäten. Vielmehr entdecken sie ganz progressiv beispielsweise Videos (RING) oder – siehe THE CALL – Handies für sich. PULSE geht nun noch einen Technikschritt weiter: Der hippe Geist verbreitet Unheil über das World Wide Web.

Er tut dies zwar um einige Minuten kürzer und somit straffer als das weitgehend unbekannte Original KAIRO, hat dafür aber leider auch sämtliche Untugenden des US-Gruselkinos mitgebracht. Namentlich unter anderem 08/15-Darsteller, die als Studenten auftreten und sich schrecklich vor nur halbwegs gelungenen CGI-Effekten fürchten müssen, während sie durch gar finstere Bibliotheken oder Toiletten stolpern. Wie es scheint, sparen Universitäten mittlerweile sogar beim Stromverbrauch.

Besonders oft darf dabei Mattie zittern, deren Freund sich kürzlich selbst entleibt hat, was sie wiederum in die Arme des Campus-Psychologen treibt und Gelegenheit für so etwas wie billige Charakterentwicklung gibt, die niemanden überzeugt oder interessiert. Denn schließlich sollen nach Wünschen der Zielgruppe die bereits gleich zu Beginn auftauchenden Schattenwesen primär schnetzeln! Dumm bloß, daß dies der Plot nicht hergibt und zudem im Sinne einer möglichst niedrigen Altersfreigabe schon vor dem amerikanischen Start zensiert wurde, praktisch also kaum etwas geschieht. Der Rest? Das Gängige: blaue Bilder, harte Kontraste, einige hübsche Kamerawinkel, viel Gekreische, hin und wieder ein Gespenst.

Wirklich einzigartig gerät PULSE somit bloß in einem Punkt, nämlich dem Sound. Natürlich ist es fast Standard, inhaltliche Leere und mangelnde Spannung durch brachiale akustische Attacken zu kaschieren. Das hier auf die Trommelfelle einhämmernde stete Wechselbad aus geradezu schmerzenden Bässen und ohrenbetäubenden Klanggewittern steht in seiner puren Penetranz jedoch selbst in Zeiten des reinen Tonspur-Horrors allein auf weiter Flur. So kann man ihn eben auch erzeugen, den blanken Terror.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...