Originaltitel: WHEEL OF TIME

GB/D/F 2002, 81 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: Werner Herzog

Kinostart: 30.10.03

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Rad der Zeit

... in holpriger Umdrehung

Nach buddhistischem Glauben besteht das wesentliche Ziel menschlichen Handelns im Erlangen der Leere, da selbige unendlich eröffnende Züge trägt. Das wichtigste Ritual ist dabei die Kalachakra-Initation, bei der aus farbigem Sand ein Mandala geformt, später wieder zerstört und den Elementen übergeben wird. Unzählige Pilger aus der ganzen Welt nehmen teils unglaubliche Strapazen auf sich oder sterben sogar während der Reise, um dem Brauch beiwohnen zu können, zu beten, zu meditieren und innere Erleuchtung zu finden.

Regisseur Werner Herzog begab sich mitten unter sie, möchte ihre persönliche Motivation ergründen, Spiritualität und Intensität greifbar machen. Gelungen ist ihm dies aber nur sehr eingeschränkt. Natürlich schwelgen die Bilder trotz Handkamera in opulenter Pracht, nimmt die Musik hypnotische Qualitäten an, ist es eine Freude, den Weisheiten des eloquenten Dalai Lama zu lauschen. Einzelne Szenen sprechen sowieso eine überdeutliche Sprache – etwa die absolute Hingabe der indischen Gläubigen im direkten Vergleich zum sensationsheischenden Blitzlichtgewitter, welchem sich der Dalai Lama in Österreich ausgesetzt sieht. Doch viel zu oft zerstört Herzog den Zauber, indem er sich kommentierend als nüchterner Statistiker betätigt ("acht Mönche malen täglich 18 Stunden", " ... in 3,5 Jahren 4000 Kilometer zurückgelegt") und dort Pragmatismus einbringt, wo er nichts zu suchen hat.

Schwerer wiegt indes, daß letztlich ein unbefriedigendes Fragezeichen im Kopf des Zuschauers zurückbleibt – zu viel wird angerissen und bleibt dann einfach im Raum stehen. Es wäre wünschenswert gewesen, die zahlreichen buddhistischen Begriffe im Rahmen des Filmes erklärt zu bekommen und damit den Kontext erweitert zu sehen.

Indem Herzog sich ausschließlich auf das Kalachakra-Ritual beschränkt, ohne wirklich Hintergründe zu beleuchten, opfert er ein größeres interessiertes Publikum seinem diffizilen Thema und bietet sozusagen lediglich Leere Light.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...