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Radical

Neue Wege

Wäre dieser Film nicht durch reale Ereignisse inspiriert, man würde ihn achselzuckend als eines dieser menschelnden Hollywood-Filme abtun: Ein engagierter Lehrer kommt an eine heruntergekommene Grundschule in einem mexikanischen Armenviertel. Lehrpersonal und Schüler teilen dort dieselbe Resignation. Doch Neulehrer Sergio schafft es durch eine radikal neue Lehrmethode, das Interesse seiner Schützlinge am selbstständigen Lernen zu wecken. Auf einmal machen sie riesige Entwicklungssprünge, ein Mädchen aus ärmsten Verhältnissen entpuppt sich sogar als Mathegenie. 

Tatsächlich veröffentlichte das US-Ma-gazin „Wired“ im Oktober 2013 eine Reportage über eine erstaunliche Schulklasse aus der mexikanischen Grenzstadt Matamoros, deren zuvor schlechte Schüler beim jährlichen landesweiten Leistungstest überdurchschnittlich gut abschnitten – vor allem dank ihres unkonventionellen Lehrers. Paloma Noyola Bueno, Tochter eines Müllsammlers, erreichte in Mathematik die beste Punktzahl des ganzen Landes. Das Mädchen wurde als „The Next Steve Jobs“ auf die Titelseite des Magazins gehievt.

RADICAL erzählt diese rührende Erfolgsgeschichte mit allen bekannten Zutaten des Genres. Mexiko-Star Eugenio Derbez gibt seinen Lehrer mit viel Herzblut und Inbrunst immer nah an der Grenze zum Overacting. Es gibt sehr lange Unterrichtssequenzen und feurige Motivationsreden. Das soziale Umfeld wird in all seiner brutalen Härte – Armut, Gewalt, Perspektivlosigkeit – sehr realistisch gezeigt. Doch Regisseur Christopher Zalla federt das durch eine dicke Portion Sentimentalität und Herzigkeit ab und sorgte damit in Mexiko und den USA für einen Publikumserfolg.

[ Dörthe Gromes ]