Originaltitel: WRECK-IT RALPH
USA 2012, 101 min
FSK 0
Verleih: Disney
Genre: Computeranimation, Action, Kinderfilm
Stab:
Regie: Rich Moore
Stimmen: Christian Ulmen, Anna Fischer
Kinostart: 06.12.12
Was haben Faith No More, John Wayne und Cher gemeinsam? Möglicherweise einiges, aber primär eben den mit ihnen in Verbindung gebrachten Stoßseufzer „It’s A Dirty Job But Someone’s Gotta Do It!“ Da würde Randale-Ralph wohl zustimmen, wenigstens bis jetzt. Der riesige Kerl jobbt als Schurke eines Videospiels, wird aber immer vom eklig streberhaften Helden Fix-It Felix Jr. ausgebootet und zieht letztlich den pädagogisch wertvollen Kürzeren. Was Ralph, eigentlich eine gute Seele, extrem belastet und zu den Anonymen Bösewichten treibt.
Irgendwann ist das Maß dann randvoll, unser Schuft wider Willen sucht nach neuer Beschäftigung. Unachtsamkeit führt leider dazu, daß bald gefährliche Cy-Bugs ihr Unwesen treiben, und Ralph im Racing-Game „Sugar Rush“ landet, wo titelgemäß alles vor Zuckersüße geradezu trieft. Hier wohnt die kleine Vanellope von Schweetz, als Programmfehler seitens ihrer tussigen Kolleginnen schwer gedisst und daher auf Hilfe angewiesen ...
Von der angeschrägten Prämisse abgesehen, klingt das vorerst nach Kitsch pünktlich zur Weihnachtszeit, mindestens so klebrig wie Vanellopes Heimat. Ein Trugschluß. Weil die Disney-Konditoren ihre Zutaten professionell in richtigen Dosen mixen, die Gefühligkeit so keine Magenverstimmung nach sich zieht und der Humor praktisch immer sein Ziel trifft. Zumal die Gags entgegen gängiger Animationsfilm-Gewohnheit eben nicht irgendwo reingequetscht werden, sondern Sinn ergeben, manchmal sogar erst später, wenn es der Handlung dient. Offenbar hat sich hier tatsächlich jemand Gedanken gemacht, wie Schenkelklopfer zu umgehen sind. Da sieht man voll Dankbarkeit selbst über massives Product Placement hinweg.
Auffällig außerdem eine deutliche Hinwendung zu guten alten Qualitäten: Klar, knallige Action muß heutzutage genauso rein wie schniekes 3D, wer hätte es bezweifelt, aber zwischendrin gibt’s doch Ruhepausen, Charakterentwicklungen, schöne Ideen, unaufgeregt ohne hektische Schnittmassaker umgesetzt. Und mittenmang, wie staunend konstatiert werden soll, funkeln gleichsam einige echte Diamanten für Erwachsene. Exemplarisch dürften altgediente Spielernaturen nostalgischen Beklemmungen erliegen, wenn Q*bert, Held der eigenen Jugend, als ausgedienter Bettler seinen Lebensunterhalt bestreitet – inklusive des Ex-Erzfeindes Coily. Sprich: Retro da, Moderne dort. Und große Klasse allerorten.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...