D 2018, 101 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm
Genre: Drama, Erwachsenwerden
Darsteller: Matti Schmidt-Schaller, Milena Tscharntke, Tom Gronau, Matilda Merkel, Enno Trebs
Regie: Philipp Hirsch
Kinostart: 17.01.19
Zur Abwechslung ist es diesmal keine vielgelesene Buchvorlage, die adaptiert wird, um junge Menschen „abzuholen“ und ihren Gefühlschaostagen beizuwohnen. Kein tschickes Axolotl also. Ein unbekannter Regisseur verbindet sich mit einem unbekannten Drehbuchautor und läßt eine mit weitgehend unbekannten Gesichtern besetzte Story entstehen. Es geht RAUS und trotzdem geht es rein. Ins Auge.
Die anderen sind am Drücker, sagt die Stimme von Glocke, der am Tor zu seinen 20ern steht und die Desillusionierung eines 40jährigen hat. Die Falschen sind’s, die drücken. Also muß man zurückdrücken. Die Welt zu retten, beginnt vor der Haustür. Dem Einbruch in einen Glaspalast folgt das lustvolle Abfackeln eines Nobelwagens. Die Flucht ist fesch inszeniert, der Sprung in den Kackebehälter beendet ein Intro, das durchaus Laune macht. Irgendwann bald jedoch entschließt sich Glocke, der jetzt natürlich staatlich gejagt wird und noch keinen Sex hatte, einem Friedrich zu folgen, der im Netz dafür wirbt, in der Stille der Natur inneren Frieden zu finden. Wo man hoffte, die Jünger des bewegten Occupy oder der Gelbwesten bekämen personellen Nachschub, wird der Individualismus gepflegt. Auf ins Private! Das ist enttäuschend und klingt nach elterlichem Yoga, keinesfalls nach Rebell zwonullachtzehn. Aber reden sich nicht längst auch verliebte Jungspunde wieder mit „Schatz“ an? Friedrich, mir graut vor Dir!
Neben Glocke finden sich noch vier weitere Wandersfreunde ein mit Bergziel im Blick. Eine selbsternannte Pornoqueen ist darunter, eine, wie sich herausstellen wird, Ex-Rechte, die dicht überm Po anstelle des Hirschgeweihs ein tätowiertes Einhorn trägt mit Reichsadlerflügeln, aus denen demnächst Engelsflügel werden sollen. Ein blasser Elias ist auch dabei, als Gegenpol ein kantiger Paule. Daß mit dem Bravsten von ihnen etwas nicht stimmt, stellt sich zügig heraus.
RAUS adressiert sich eindeutig, unzweifelhaft und bisweilen bemüht. Regisseur Philipp Hirsch erliegt immer wieder dem Reiz seines Gestaltungswillens. Natürlich sieht das dann auch toll aus, mit Handyperspektiven, Bewegtkamera, Standbildern aus der Natur, geheimnisvollen Tierwesen. Die Geschichte aber, sie irrlichtert. Übrigens wird FEUCHTGEBIETE als provokativer Reizfilm für „die Zielgruppe“ mit dem Abstand der Jahre noch besser, als er damals schon war. Eine Buchvorlage, hm …
[ Andreas Körner ]