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Ravioli

These, Antithese, Prothese - der ganz normale Weg

Wenn RAVIOLI aus der Dose kommen, kann man die etymologische Herkunft vom Genueser Dialektwort rabioli vielleicht schmecken. Rabioli nämlich sind Reste. Der vierzigjährige Heinz Hoschek, Antiheld in Peter Payers Film, stochert in den Resten seines gerade gescheiterten Lebens herum. Seinen Job als stellvertretender Bankfilialleiter hat er verloren, die Ehe ist kaputt, Familienglück und Eigenheim sind passé.

Nach dem Tod der Mutter zieht Heinz in deren Wohnung zurück, zwischen Blümchen-Vorhänge und Panorama-Tapete, mixt Valium mit Alkohol und versucht, sich zu erden. Daraus wird ein skurriler Trip zwischen Imagination und Realität, eine Revue seines Lebens, ein Pendeln zwischen dem Damals, dem Jetzt und der Frage, was danach wird. Rebellisch und angepaßt, mal als romantischer Liebhaber, als ängstliches Kind oder schottischer Freiheitskämpfer Brave Heart - "unverletzt, aber mit einem heftigen Blasenkatarrh" - Heinz Hoschek schwankt zwischen bitterer Ironie und Selbstmitleid. Er ist ein Träumer und Verlierer. In pointierten Dialogen mit dem Tod, einem netten Kerl, der an Mutters Küchentisch sitzt, mit dem Teufel, Gott und dem Erzengel Gabriel, erörtert er die wesentlichen Fragen des Daseins. In der Rückschau auf vergangene Zeiten sucht er die Erlösung, und im Jetzt nimmt der Ertrinkende einen Job als Bademeister an ...

Zusammen mit Regisseur Peter Payer hat der Wiener Kabarettist Alfred Dorfer Elemente seines Bühnenprogramms "heim.at" filmisch umgesetzt und zu überraschenden Bildern und Schnitten gefunden. Im trostlosen und einsamen Hier und Jetzt sind diese perfekt gesetzt. In ausgebleichten Farben und Super-8-Format transportieren sie die Sehnsucht nach den melancholischen Orten der Vergangenheit. Die Zukunft - ein Spiel auf der Lebens-CD-Rom - ist digital.

Payers Bildsprache ist überdeutlich und manchmal schwülstig, gnadenlos dicht der gesamte Film. Allegorische Figuren, kreisende Gedanken, Sprachlosigkeit im Reden, Existenzphilosophie - RAVIOLI ist eine Einladung in die Hirnsauna, ein Low-Budget-Dokument zur Lage der Nation(en), anstrengend, sehr sehens- und vor allem denkenswert.

Österreich 2003, 79 min
Verleih: Filmwelt

Genre: Tragikomödie, Schräg

Darsteller: Alfred Dorfer, Günther Paal, Branko Samarovski

Regie: Peter Payer

Kinostart: 24.03.05

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.