D 2022, 88 min
FSK 12
Verleih: Salzgeber
Genre: Dokumentation
Regie: Pamela Meyer-Arndt
Kinostart: 03.11.22
Ist das noch Faible oder schon Mission? Regisseurin Pamela Meyer-Arndt, 1967 in Köln geboren, hat die Fotografen und Fotografinnen aus dem Osten Deutschlands und deren Werk zum Mittelpunkt ihrer Arbeiten gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil sie seit 20 Jahren im Berliner Prenzlauer Berg wohnt. Vor REBELLINNEN kamen schon Filme über Roger Melis, Sibylle Bergemann, Helga Paris und Gundula Schulze Eldowy heraus. Daß sich oft erst jetzt die Schablonen der DDR verschieben dürfen, neue Sichten auf alte Zeiten zugelassen werden, nicht nur künstlerisches, auch wirtschaftliches und ästhetisches Schaffen neu bewertet wird, hat Aelrun Goette jüngst im fiktionalen Bereich mit IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT gezeigt. Fotografie spielt auch dort eine große Rolle.
„Das quält ein bißchen, stimmt’s?“ Gabriele Stötzer hat das lange Haar einer jungen Frau hinten an einen Strick gebunden, als Synonym, daß sie die Vergangenheit am Weitergehen hindert. Es ist eine aktuelle Fotosession, die ins Gestern weist. In Gesprächen und Archivfilmen wird klar, weshalb Stötzer noch immer eher auf diesem Sektor zu finden ist. Als „subversives Element“ hat sie in der DDR arge Repressalien erlebt, war früh aus politischen Gründen im Gefängnis, ewig im Visier der Stasi. Und ist geblieben, denn: „Das Bleiben ist auch eine Entscheidung – die Weigerung zu gehen.“ Im porträtierenden und klar retrospektiv angelegten Trio-Reigen von REBELLINNEN, der den Untertitel „Fotografie. Underground. DDR“ bekommt, gehören der heute 69jährigen die eindrücklichsten Momente, auch, weil sie am deutlichsten ins künstlerische Heute reichen.
Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre begannen Gabriele Stötzer, Cornelia Schleime und Tina Bara zu fotografieren, zu filmen, erste performative Schritte zu gehen. Bara in Guben, Schleime in Dresden und Berlin, Stötzer in Thüringen. Sie reflektierten ihre Umwelt, sich selbst, Körper, Frauen vor allem. Oder wie Tina Bara sagt: „Wir wollten leben, lachen, Spaß daran haben, die Männer zu erschrecken und zu zeigen: Wir sind da!“ Vieles war politisch motiviert, beileibe aber nicht alles. Es ging sehr wohl auch um die pure Sinnlichkeit der Bilder.
Als Dokfilm fürs Kino ist REBELLINNEN eher nüchtern und bleibt damit beispielsweise weit hinter Lutz Pehnerts BETTINA zurück. Was aber gelingen kann, ist eine Neu- und Wiederentdeckung wichtiger Kunst.
[ Andreas Körner ]