Originaltitel: RED HILL
Australien 2010, 95 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Drama, Western, Horror
Darsteller: Ryan Kwanten, Steve Bisley, Tommy Lewis, Claire van der Boom
Regie: Patrick Hughes
Kinostart: 17.02.11
Ungeschliffen, hart, schartig, dreckig. Doch darunter glänzt und schillert es. Und wer nur ein bißchen Ahnung, wer nur ein wenig den Blick für Materialqualität hat, dem entgeht das auch nicht. RED HILL ist ein Film aus Australien. Ein Film wie ein Rohdiamant. Zur Berlinale 2010 war er zu begutachten. Ein paar Kritiker erkannten seinen Wert und priesen ihn einschlägig an. Indes, es ist ein altes Lied, die deutschen Kinoverleiher schlugen die Möglichkeit zum Diamantenkauf aus. Vielleicht, weil mit Katzengold, mit Glasperlennippes bei den hiesigen Eingeborenen mehr Reibach zu machen ist. Vielleicht aber auch, weil sie, mittlerweile selbst schon etwas geblendet vom Plunder, richtige Qualität nicht mehr erkennen. In Deutschland erschien der Film nur auf DVD. In Leipzig wird er dennoch auf der Leinwand zu sehen sein. Denn für die ist RED HILL gemacht.
Ein zitatenreicher Neo-Western, eine geradlinige Rachegeschichte: Der junge Polizist Shane Cooper zog, nicht zuletzt der Kriminalität der Großstadt entfliehend, mit seiner schwangeren Frau ins Bergnest Red Hill. Doch die scheinbare Friedfertigkeit der kleinen Gemeinde trügt. Die Ruhe hier ist die Ruhe vor dem Sturm. Der bricht in Person eines fast schon dämonisch anmutenden Racheengels herein. Jimmy Conway heißt der Aborigine mit dem vernarbten Gesicht, der verurteilte Mörder, der aus dem Gefängnis floh. Wie eine biblische Plage einen gehörigen Blutzoll einfordernd. Und das aus durchaus gutem Grund.
Regisseur Patrick Hughes’ Inszenierung bewegt sich mit schwergewichtigen, ruhigen Schritten. Da ist sein Film ganz einfach in der Art, wie er Figuren einführt, Spannung aufbaut und diese in einem brutal grollenden Gewaltgewitter entlädt. Das ist schnörkellos wie ein B-Film, besser gesagt: Dieses B-Filmhafte ist der dreckige Habitus, unter dem es diamanten glitzert. Denn was RED HILL tatsächlich über das Gros ähnlicher Streifen hebt, was ihn so ungemein fesselnd macht, ist diese lässige stilistische Durchdringung von Archaik und Moderne, die sich schon in den Physiognomien so großartig aufzeigt. Immer wieder das Gesicht Conways. Immer wieder die Gesichter seiner Widersacher.
Dazu elegische Bilder einer Landschaft, aus der ein Typ wie Conway erwuchs, und in der die Weißen immer deplazierter aufscheinen. Sie haben hier nichts verloren, gehören hier nicht hin, erzählt das. Auch das gibt Conways Rache etwas von einer Naturgewalt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.