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Red Lights

Löffel und Stirnfalten – eine Spökenkiekerei

Gibt es Poltergeister? Ist es möglich, mit dem verstorbenen Opa zu plauschen? Kann man mit bloßer Willenskraft Löffel verbiegen? Wie bei vielen Fragen, dürfte auch hier die Antwort davon abhängen, wem man besagte Fragen stellt. Man kann also annehmen, daß etwa Uri Geller diesbezüglich grundlegend anders denkt als, sagen wir mal, Werner Heisenberg.

Oder auch nicht, wenn wir voraussetzen – nur mal hypothetisch natürlich, man will ja keinem zu nahe treten – daß der Uri eher ein Manipulator als ein Mentalist ist. Jemand wie Dr. Margaret Matheson nun dürfte daran keinen Zweifel hegen. Die ist nämlich eine verdammt toughe Lady, deren Arbeit darin besteht, Mentalisten als Manipulatoren zu entlarven. Eine Jeanne d’Arc der Ratio ist diese Frau. Einen Lehrstuhl an der Uni schließt das ebenso ein wie einen schnieken Assistenten. Der heißt Dr. Buckley, ist Physiker und doch nur auf den ersten Blick ein Heisenberg.

Der Spanier Rodrigo Cortés fesselte zuletzt mit einem großartigen Kabinettstück des Angst-Kinos: BURIED – LEBEND BEGRABEN heißt das und erwies sich für den Regisseur als Ticket nach Hollywood. Dort hat Cortés jetzt RED LIGHTS gedreht. Eine Geschichte über erste Blicke, die täuschen, über Lügen, die vergiften, und Fassaden, die bröckeln. Über die Grenzen der Ratio und das Unheimliche, das außerhalb dieser liegt: Ja, all das hätte RED LIGHTS als Film werden können. Was Cortés mit seinem Hollywood-Debüt allerdings tatsächlich geliefert hat, ist etwas, was selbst der Opa aus dem Jenseits noch als Spökenkiekerei bezeichnen würde.Die setzt hier ein mit dem Erscheinen des blinden Mentalisten Simon Silver. Eine Legende ist dieser, Wunderdinge werden ihm nachgesagt. Nach 30 Jahren in der Versenkung tritt er jetzt zum großen Comeback an. Was Dr. Matheson aus rätselhaften Gründen zu fürchten scheint. Und Buckley zu verhängnisvollem Ehrgeiz anspornt.

Geller versus Heisenberg? Na ja, hängen wir es nicht so hoch. RED LIGHTS gibt auf der Oberfläche den Tiefsinn, plustert als Vexierspiel des Wahrnehmung-Hinterfragens samt vermeintlichem Überraschungsfinale. Und versucht dabei mit Hitchcock-Anleihen das Raffinement doppelten Bodens. Der nun behauptet Luxusparkett, ist aber Billiglaminat. Kann man schon nach dem ersten Blick sehen, oder wenn man mal die Handlung (durch die Robert De Niro als Silver stirnfaltet) genauer abklopft. Dann nämlich hallt es ziemlich hohl.

Originaltitel: RED LIGHTS

USA/Spanien 2012, 119 min
FSK 16
Verleih: Wild Bunch

Genre: Mystery, Thriller

Darsteller: Robert De Niro, Sigourney Weaver, Cillian Murphy, Toby Jones, Joely Richardson

Regie: Rodrigo Cortés

Kinostart: 09.08.12

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.