Laut Pressetext haben wir es a) mit einer Liebeskomödie zu tun, welche b) dort gerade erst beginnt, wo andere Genrevertreter schon lange vorher ausblenden: beim Scheidungstermin nämlich. Nun, das ist ja auch ein gar lustiger Ansatz, romantisch sowieso. Folgerichtig gilt es, Pola zuzuschauen, wie sie ihren ehemaligen Angebeteten Felix des gemeinsamen Lebens verweisen möchte, und zwar endgültig. Doch der Verlassene, von Beruf arbeitsscheuer Spieler, will sich natürlich nicht so leicht geschlagen geben und fährt alle nur möglichen Geschütze auf, um seine Ex-Gattin wieder zu verführen.
Was theoretisch erstaunlich locker-flockig klingt, liegt praktisch wie Blei auf der Leinwand, wofür es einen simplen Grund gibt – hier wird jedes über deutsche Produktionen im Umlauf befindliche Klischee bedient. Fast scheint es, als hätten die Drehbuchautoren penibel genau eine entsprechende Checkliste abgearbeitet: platter Holzhammerhumor? Vorhanden (unter anderem bleibt Felix’ Hand im Kondomautomaten stecken, höhöhö)! Verklemmte Erotik? Okay, wir schreiben eine fröhliche Runde "Jeder vögelt mal mit jedem" rein! Überzogene Dramatik? Immer gern, am besten stirbt jemand völlig handlungsirrelevant! Stereotype Figuren? Na klar, "die hysterische Blondine" oder "der rasend eifersüchtige Ehemann" finden ihren Platz! Und wer geistig einfach genug gestrickt ist, um über die Präsenz dicker Frauen mit Atombusen herzhaft zu lachen, kommt natürlich ebenfalls auf seine Kosten.
Obwohl das grundsätzlich überhaupt nicht nötig wäre, versetzt schließlich Hauptdarsteller Marc Hosemann dieser ungenießbaren Ansammlung aller zu vermeidenden cineastischen Versatzstücke den ultimativen Todesstoß. Denn selbst Herrn Hosemanns unbestreitbar attraktives Äußeres vermag nicht davon abzulenken, daß der gute Mann zukünftig lieber bloß stumme Rollen spielen sollte – derartiges Würgen am Text war lange nicht mehr zu ertragen. Und wenn unser nomineller Held dann auch noch Trauer transportieren möchte, ist man endgültig geneigt, der Laienspielgruppe Hinterhupfingen einen heißen Tip bezüglich Erweiterung des Ensembles zu geben. Bliebe im Fazit nur zu konstatieren: REINE FORMSACHE – selten war ein Titel so offensichtlich Programm.
D 2006, 95 min
Verleih: Senator
Genre: Komödie, Romantik, Klamotte
Darsteller: Christiane Paul, Marc Hosemann, Bastian Pastewka, Floriane Daniel, Oliver Korittke, Michael Gwisdek
Regie: Ralf Huettner
Kinostart: 13.04.06
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...