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Rendezvous

Kammerspiel der Eitelkeiten

Ein Ehepaar in der Krise ist Nerventerror genug. Zwei Ehepaare in der Krise, die durch geheime Liebschaften, erkaltete Freundschaften und geschäftliche Vertraulichkeiten miteinander verbandelt sind, ergeben eigentlich keine Steigerung mehr. Oder doch?

Etwas verwundert finden sich die vier Leidtragenden an diesem Abend zu einem unabgesprochenen Diner in einer Berliner Designer-Wohnung zusammen, schließlich hatte doch jeder von ihnen eigentlich etwas anderes vorgehabt. Mit Ironie und Penetranz redet man um den heißen Brei herum, über Kinderkriegen oder auch nur über versalzenen Salat. Doch schließlich folgen immer direkter Angriff auf Angriff, und die mühsam bewahrte Etikette liegt am Boden.

Das Kammerstück von Bob L. Sack wird mit einer grobkörnigen, nervösen Kamera für die Leinwand adaptiert, die neugierig macht, solange die Rivalitäten und verletzten Eitelkeiten noch nicht offen auf dem Tisch liegen, mit zunehmender Klärung der Fronten jedoch zur Formalität wird. Dann weicht auch das rumorende Unbehagen des Betrachters einem Aussitzen der unvermeidlichen Eskalation.

Motor der Entwicklung ist der Hausherr, ein aalglatter Banker, Provokateur und unbeirrbarer Verwalter der Gefühle, fast dämonisch gespielt von Sven Walser. Er und seine Frau - stur und verletzlich Lisa Martinek - umschleichen und umlauern sich anfangs schon so gefährlich, daß die folgenden Enthüllungen und Wortgefechte eigentlich überflüssig sind, da unter der Oberfläche längst alles gesagt ist über den Egoismus und das sinnentleerte Dasein der Protagonisten. Wenn diese am nächsten Morgen schlaff und verkatert in den Sofas hängen, ist endgültig die Luft raus.

Doch dann gibt es als Zugabe noch so eine Art Fassbindersches "Chinesisches Roulette", ein Tat- und Wahrheitsspiel, bei dem die vier ihre Menschlichkeit auf die Probe stellen. Wie diese Probe ausfällt, verwundert nun allerdings wirklich niemanden mehr.

D 2005, 95 min
Verleih: Pandora

Genre: Drama, Psycho

Darsteller: Lisa Martinek, Sven Walser, Tim Lang, Anika Mauer

Regie: Alexander Schüler

Kinostart: 08.06.06

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...