Originaltitel: RENT

USA 2005, 135 min
Verleih: Sony

Genre: Musikfilm, Schicksal, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Anthony Rapp, Adam Pascal, Rosario Dawson, Jesse L. Martin, Taye Diggs

Regie: Chris Columbus

Kinostart: 13.04.06

1 Bewertung

Rent

Gemeinsam trällernd sind wir stark

Diesmal dürfen wir Sie zur Verfilmung eines Musicals begrüßen, welches seit 1996, also der Uraufführung am Broadway, extrem erfolgreich Damen im Glitzerfummel und befrackten Herren das wahre New York zeigen möchte: Hobbyregisseur Mark kommt nicht von seiner Ex-Freundin los, die ihn sitzen ließ, wohlgemerkt für eine Frau. Marks musikalisch angehauchter Mitbewohner trauert um seine früh an AIDS verstorbene Partnerin, weswegen er kein Auge für Mimi (an ihm interessiert, Stripperin, wahnsinnig stolz auf ihren Hintern und drogensüchtig) hat. Ein ehemaliger Kumpel, jetzt skrupelloser Immobilienhai, macht zusätzlich Ärger. Schließlich finden noch Tom und Angel im jeweils anderen die große Liebe, müssen aber beide gegen HIV kämpfen.

Potentiell tiefgründiger Stoff also, der hier allerdings banal genug inszeniert wurde, um selbst die ansprechenden gesanglichen und darstellerischen Leistungen verpuffen zu lassen. Es wäre vielleicht zu verkraften, daß jeder Dreckfleck in den versifften Straßen sorgfältig plaziert wirkt, ein hippes Schnitt-Gewitter tobt und die pompöse Ausstattung alle Anflüge authentischen Flairs vernichtet. Inakzeptabel ist aber, daß sich dieser peinliche Singsang inhaltlich nur in Problembewältigung für Dummies suhlt. Da besiegt Liebe buchstäblich den Tod, erweist sich ein Vergleich mit der verstorbenen Freundin als effektive Anmache, und muß man sich beim schmissigen Geträller bloß an den Händen fassen, um plötzlich selbst dem größten Leid fröhlich lächelnd zu begegnen. Diese von der Leinwand dröhnende "Das Leben geht trotzdem weiter"-Botschaft mag unter Umständen gut gemeint sein, versinkt jedoch im artifiziell-dümmlichen Nirgendwo. Na ja, zumindest transportieren die Liedtexte tolle Informationen. Beispielsweise: "In Amerika stirbt man nicht allein." Kommentar unnötig. Oder: "Ich habe keine Emotionen, ich miete sie" – der ehrlichste Satz.

RENT empfiehlt zwischendurch auch mal verschmitzt einen Sprung. Und zwar nicht über den eigenen Schatten, nein, der bleiche Mond soll Kraft unserer Schenkelmuskulatur überwunden werden. Könnte klappen, aber ganz ehrlich: Schon nach 20 der insgesamt 135 erschreckend nichtssagenden Minuten will man eigentlich nur noch einen Dreierhopp in Richtung Ausgang wagen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...