Originaltitel: RETOUR À SÉOUL
Belgien/D/F/Katar/Südkorea 2022, 119 min
FSK 12
Verleih: REM
Genre: Drama
Darsteller: Park Ji-min, Oh Kwang-Rok, Guka Han
Regie: Davy Chou
Kinostart: 26.01.23
Man kann Frédérique alias Freddie einiges bescheinigen, sexuelle Eigenbestimmtheit beispielsweise. Ganz klar nicht zum Spektrum gehört indes, eine Sympathica zu sein; spröde, stur, schroff putzt die junge Französin oft andere Menschen runter, stößt sogar mißmutig die Mama vor den Kopf. Sofort erweist sich Newcomerin Park Ji-min da als Glücksfall und Schauspielgewalt: Parks Freddie gelingt es trotz grundsätzlicher Fast-Unausstehlichkeit zu fesseln, Räume spontan einzunehmen, Aufmerksamkeit förmlich anzuziehen, sie freigeben oder entgleiten lassen kommt kaum in Frage. Und es ist darin Abgesperrtes spürbar, gewisse Traurigkeit, Verlorenheit. Hauptsächlich wegen einer nötigen Korrektur: Adoptivmama.
Freddie fliegt nach Südkorea – zwar Herkunftsland, deshalb jedoch nicht automatisch Heimat – und sucht Behörden auf, lernt endlich ihren biologischen Vater kennen. Dazu ad hoc lieben? Nein. Seine aus Schuld wachsende Übergriffigkeit verstört, er möchte die Tochter zur endgültigen Rückkehr bewegen, gern beim Gattenfund helfen. Die Frau, welche Freddie gebar – man mag sie nur äußerst widerwillig Mutter nennen – und längst den Gatten verließ, verweigert hingegen jeden Kontakt. Ein direkter Bauchtritt für die brutaler denn je Verletzte.
Wie Freddie so entwurzelt umhertreibt, inszeniert Davy Chou fesselnd als emotionalen Eiertanz zwischen Unausgesprochenem und Herausgepoltertem, Verschlossenem und Entäußertem. Wobei Letzteres deutlich selten geschieht, meist auf Szenen beschränkt bleibt, die Freddie tanzend zeigen: weder gängigen Moves folgend noch berückend schön, eher selbstvergessen, introvertiert. Vorboten eines ohrenbetäubend stillen Endes.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...