Originaltitel: RIDE WITH THE DEVIL
USA 1999, 138 min
Verleih: Tobis
Genre: Historie, Western, Erwachsenwerden
Darsteller: Tobey Maguire, Skeet Ulrich, Jewel, Jonathan Rhys Meyers
Regie: Ang Lee
Es gibt Filme, die es in der Gunst der Kinogänger schwerer haben, weil ihre Komplexität, ihre Zwischentöne und die Reaktion darauf den Charakter ausmachen und sich nicht mit zehn Sätzen ans Publikum tragen lassen.
Sensibel erzähltes, unglaublich souverän inszeniertes und bei verklärt-orthodoxen Rückschrittsamerikanern garantiert auf Ablehnung stoßendes, da unbequemes, über die unrühmliche Vergangenheit des Bürgerkrieges Mitte des 19. Jahrhunderts sinnierendes Kino - das und viel mehr ist Ang Lees Film. Es wäre schade, wenn diesen spröden, authentischen und niemals didaktischen Film das gleiche Schicksal wie den ähnlich gelagerten HI-LO COUNTRY von Stephen Frears ereilen würde.
Jake Roedel, der mit seinen Kameraden auf der Seite der Südstaatler kämpft, dient allerdings nicht der offiziellen Armee, sondern führt seinen eigenen Rachefeldzug zwischen allen Fronten. Sie sind die Bushwackers, verstecken sich in den Wäldern und ihre Motivation reicht von Justitia bis zur simplen Lust am Töten. Jake, ebenfalls ein noch sehr junger und gerade der Schulbank entwachsener Heißsporn, verliert im Gefecht seinen Freund Jack Bull. Jetzt muß er sich um dessen Geliebte Sue Lee kümmern, die ein Kind in sich trägt. Jake muß Verantwortung übernehmen, in einer Zeit, in der man besser verantwortungs- und skrupellos überlebt. Er trifft dennoch die richtige Entscheidung...
Diese episch und doch nie pathetisch erzählte Geschichte um den Verlust der Unschuld, um eine Jugend, die keine Jugend hatte, ist ein ruhiges, fast schlummerndes und gerade durch diese scheinbare Sensationslosigkeit so fesselndes Meisterwerk. Ang Lee konnte mit Tobey Maguire nicht nur den idealen Darsteller einer so zerrissenen Figur wie Jake finden, sondern hat uns zudem eine der schönsten und entdeckenswertesten Kinogeschichten geschenkt.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.