Egal, wie es der südkoreanische Regisseur Hong Sang-soo auch dreht und wendet, seine Liebesgeschichte ist nicht zu retten. Das liegt daran, daß das gezeigte Rollenspiel seines Paares eine völlig unhinterfragte Machoattitüde erkennen läßt. Was nicht hinterfragt wird, kann aber auch nicht zu Erkenntnis oder Reibung führen, sondern bleibt bloßes Abbild. Und Humor kann auch nicht entstehen.
Zunächst aber reist der mittelalte Arthouse-Regisseur Ham Chun-su von Seoul nach Suwon und trifft in der berühmten Palastanlage Haenggung auf die junge Yoon Hee-jung. Sie kommt aus der Verehrung gar nicht mehr heraus, als sie erfährt, daß er tatsächlich der Ham Chun-su ist und spricht ihn ab jetzt nur noch mit „Herr Regissseur“ an. Selbst macht sie „nichts Wichtiges.“ Sie würde sagen, „sie sei jemand, der malt.“ Im Atelier lobt der Herr Regisseur dann den Mut der jungen Frau und bescheinigt ihr ein großes Talent. In einer Sushibar betrinken sich beide anschließend, und der Herr Regisseur macht plumpe Komplimente, verschweigt seine Ehefrau und gesteht umgehend sturzbetrunken große Liebe. Beim Besuch ihrer falschen Freunde – denn eigentlich ist sie nach Selbstaussage einsam – erkennt sie, daß er verheiratet ist und wälzt sich daraufhin im Elend. Er hat ein wütendes Gespräch nach seiner Filmvorführung und reist frustriert ab.
Sang-soo setzt zu diesem Zeitpunkt alles noch einmal auf Anfang und ändert minimale Vorzeichen: Im Setting Numero 2 erfahren wir, daß die junge Frau nicht mehr trinkt und raucht, was der Herr Regisseur ausdrücklich belobigt. Dann verreißt er ihre künstlerische Arbeit als konventionell und kraftlos, worauf sie doch einmal kurz die Stimme erhebt. Dieses Mal sagt er ihr, daß er verheiratet ist, bevor er seine Liebe gesteht, was sie in Verzückung versetzt und dazu führt, daß sie nach dem Abstecher bei den Freunden einem nächtlichen Spaziergang zustimmt. Es folgen schüchterne Küsse. Am nächsten Tag geht sie dann brav seinen Film gucken, denn es gibt ja so viel für sie zu lernen.
Klingt ziemlich nach Seifenoper, und mehr verbirgt sich leider auch nicht hinter diesem pseudomoralischen Was-wäre-wenn-Spiel, außer das schlechte Gefühl, die ganze Zeit einem selbstgefälligen Regisseur beim ungefragten Werten, Welt-Erklären und Besaufen zuzusehen, der dafür auch noch Bewunderung erntet. Lieblose Bildgestaltung und mittelmäßiges Schauspiel tun ihr übriges.
Originaltitel: JIGEUMEUN MATGO GEUTTAENEUN TEULLIDA
Südkorea 2015, 121 min
Verleih: Grandfilm
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Jung Jae-young, Kim Min-hee
Regie: Hong Sang-soo
Kinostart: 29.12.16
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...