Originaltitel: BOILER ROOM
USA 1999, 119 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Drama
Darsteller: Giovanni Ribisi, Vin Diesel, Ben Afflek
Regie: Ben Younger
Kinostart: 18.05.00
Bist du clever? Kannst du Leute schwindlig quatschen? Willst du ganz schnell an das ganz große Geld? Wenn nicht, dann hau gleich wieder ab. Wir verschwenden hier keine Zeit!
So werden die blutjungen Bewerber empfangen, die sich für einen Job bei J.T. Marlin interessieren. Und der das sagt, ist kaum Mitte Zwanzig und schon Millionär. Perfekter Anzug, schnelles Auto, glitzernde Rolex.
Seth ist beeindruckt von dieser Begrüßungsvorstellung. Er wittert die Chance auf eine große Karriere, die auch endlich seinem Vater Respekt und Anerkennung abringen würde.
Per Telefon bringt er nun Aktien unter Leute, die vor dem Anruf noch nicht einmal wußten, daß sie überhaupt spekulieren wollen. Schnell kommt Seth dahinter, mit welchem coolen Spruch er einen potentiellen Kunden dazu bringt, in der Leitung zu bleiben und schließlich viel, viel Geld auszugeben.
Doch bald wird dem Verkaufsgenie klar, wo er hier hingeraten ist - in einen Boiler Room. Die so leidenschaftlich angepriesenen Aktien existieren nicht. Mit haltlosen Versprechungen und fleißig herausposaunten Insider-Tips wird ihr imaginärer Wert in die Höhe getrieben. Natürlich platzen alle Deals - aber die Händler verdienen ordentlich an den Provisionen.
Erstaunlich, wie abgeklärt und stilistisch homogen ein Debütfilm sein kann. Regisseur Younger, der auch das Drehbuch schrieb, erfaßt genau und sensibel die aufgeheizte Stimmung unter den jugendlichen Finanzhaien. Im geschäftigen Getue der verschworenen Männergemeinschaft spürt er die Verspieltheit und den kindlichen Eifer unreifer Jungs auf, die ihre Komplexe und Enttäuschungen mit faschistoidem Gehabe komprimieren. Insgesamt schlägt Younger einen eher kühlen Ton an, der den Blick für Einzelheiten schärft und es trotzdem erlaubt, die komplexe Gefühlswelt hinter den Pokerfaces zu erahnen.
[ Sylvia Görke ]