• Meinungen

Ritter Rost

3D-Animation der Kinderbuchreihe

Der heldenhafte Ritter Rost ist im wahrsten Sinne des Wortes ein stahlharter Kämpfer, denn er ist eine alte Registrierkasse. Und so wie er ist in Schrottland alles aus Metall. Dabei sind der Einfallsreichtum und die Detailliebe der Macher schier grenzenlos. Denn hier besteht wirklich alles aus Schrott. Und noch viel besser, alles lebt. Ob eiserne Wolken mit Duschkopf oder Kühe, die eigentlich Toaster sind. Ob Sofas, Teekannen oder elektrische Geräte, Werkzeug, das alleine arbeitet, oder Kleidung, die geschraubt und nicht genäht ist. Und natürlich darf der König von Schrottland nicht fehlen. Ein Ofen, bei dem schon mal der Gitterrost vor der Brust zu glühen beginnt, wenn er sich ärgert. Zur sprichwörtlichen Weißglut bringt den König vor allem der arrogante Prinz Protz. Der hat sich nämlich schon wieder eine neue Burg gebaut, und die ist im Gegensatz zu allem anderen in Schrottland nicht aus Schrott, sondern aus funkelnagelneuem Edelstahl. Noch schlimmer als dieser Glanz ist jedoch, daß dieser neureiche Angeber ständig das königliche Ritterturnier gewinnt. Doch da taucht unsere tapfere kleine Registrierkasse auf seinem Pferd Feuerstuhl auf und holt Prinz Protz von seinem hohen Roß.

Bei so viel Phantasie und Spielfreude in einem komplett in Deutschland entwickelten 3D-Animationsfilm wird man auch als Erwachsener noch einmal zum Kind. Da hat das Team um die Caligari Filmproduktion wieder ein gutes Händchen für die Adaption von Kinderstoffen bewiesen, nachdem sie schon DER MONDBÄR UND SEINE FREUNDE und PRINZESSIN LILLIFEE erfolgreich ins Kino übertragen haben. So richtig zum Leben erweckt wird das blecherne Märchen dann von den tollen Sprechern: Rick Kavanian als tapferer Ritter Rost und Christoph Maria Herbst als arroganter Prinz Protz. Sie machen die Figuren lebendig und die Geschichte zu einem witzigen Abenteuer für große und kleine Schrottfans.

Ritter Rost wird nach seinem Sieg Betrug vorgeworfen und die Ritterehre aberkannt. Um sich die zurückzuholen, muß er laut Gesetz von Schrottland einen Drachen besiegen. Also macht er sich auf den Weg und findet ein Prachtexemplar mit gleich zwei Köpfen. Tom Gerhardt spricht einen der beiden Feuerbrüder, die sich um den kleinen Ritter streiten, mit rheinländischem Akzent, was wirklich urkomisch ist. Doch selbst als der Drache seinen Kopf verliert, behält der Film sein eigentliches Zielpublikum im Auge, dem man diesen Kinospaß wirklich nicht vorenthalten sollte.

[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...