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Robert Altman’s Last Radio Show

Und zum Abschied ein Lied - Quintessenz einer einzigartigen Filmemacher-Karriere

Ein letztes Mal treten sie auf - die Johnson Sisters, denen Countrymusik ebenso am Herzen liegt wie familiärer Zusammenhalt, Lefty und Dusty, zwei singende Cowboys mit ausgeprägtem Hang zu derben Witzen und nicht zuletzt GK. Er ist Erfinder und Drahtzieher von "A Prairie Home Companion", einer erfolgreichen Radio-show, die das Live-Publikum im ehrwürdigen Fitzgerald-Theater von St. Paul, Minnesota wöchentlich begeistert und mit diesem Millionen von Radiohörern. Hinter den Kulissen geht es bewegt zu. Hochschwanger und hartnäckig dirigiert die Aufnahmeleiterin Molly das Spektakel, während der Wachmann Guy Noir sich an die Fersen einer engelsgleichen Fremden heftet. All das soll jedoch schon bald Geschichte sein, der Vollstrecker hat sich eingeschlichen und wacht darüber, daß die Künstlertruppe nach einem finalen Auftritt wirklich die Bühne räumt. Unbeirrt davon liefert die musizierende Großfamilie eine Show, die amüsiert, berührt und nie in dem Chaos versinkt, dem sie entsteigt.

Auch wenn es uns der deutsche Titel weismachen will, niemand konnte ahnen, daß ROBERT ALTMAN’S LAST RADIO SHOW das letzte Werk des Regiemeisters sein würde. Seine meisterhaft verspielte Nummernrevue ist so viel mehr, als eine Abschiedsvorstellung. Sie zelebriert die Quintessenz von Altmans mehr als 50 Jahre umfassender Karriere. Für den Tagtraum vor und hinter den Kulissen einer amerikanischen Kulturgröße versammelte er ein sensationelles Ensemble vor der neugierig umherstreifenden Kamera.

Über Jahre hinweg perfektionierte er den episodischen Erzählstil, mit dem er prägnante Szenen und aufgescheuchte Figuren zu einem unterhaltsam-entlarvenden Netzwerk orchestriert. Er läßt witzeln, keifen, quasseln - durcheinander, miteinander, aneinander vorbei. Die Mitarbeiter der realen Radioshow gliedert er dabei ungezwungen ins Ensemble ein. Vieles entsteht spontan, im Programm gehen skurrile Werbejingles, Witzmarathons und Musik von Gospel bis Folk Hand in Hand. Natürlich lugt Melancholie durchs Schlüsselloch, wenn es um den Abschied von anti-quiertem Entertainment geht. Und doch liegt in der Erinnerung an "die gute alte Zeit" auch manchmal der Keim für neue Wagnisse.

Vornehmlich in der Figur der Lola Johnson (Lindsay Lohan) finden diese Hoffnungen fruchtbaren Boden. Als deren Mutter Yolanda liefert Meryl Streep einen schauspielerischen Rundumschlag. Ihre Wortgefechte und Gesangsduette mit Lily Tomlin alias Rhonda Johnson fungieren als Metronom des pointierten Reigens. Kevin Kline als Wachmann scheint einem Film Noir entsprungen zu sein und findet seinen Widerpart in der ätherischen Virginia Madsen, die als Todesengel in Metaphern spricht und durch die Kulissen schwebt. Tommy Lee Jones gibt schmierig den Vollstrecker.

Mit welcher Leichtigkeit und Nonchalance Altman sich durch Genres und Episoden zappt, ist eine Wonne. Wenig Rührseligkeit verirrt sich in das satirische Spiegelkabinett, vielmehr schwebt der Film auf einem trockenen Humor, der im Kino so selten geworden ist. Es gibt viel zu entdecken in diesem Panoptikum, vor allem aber einen großen Regisseur, der sich mit einer großartigen Abschiedskür verbeugt.

Originaltitel: A PRAIRIE HOME COMPANION

USA 2006, 103 min
Verleih: Kool

Genre: Drama, Musik

Darsteller: Meryl Streep, Lily Tomlin, Kevin Kline, Woody Harrelson, John C. Reilly, Lindsay Lohan

Regie: Robert Altman

Kinostart: 12.04.07

[ Roman Klink ]