So einen wie Robert flasht eigentlich nichts so schnell. Ein lässiger Immerjung, Spieledesigner, der Games mag, die so geil menschenverachtend sind, einer der schlacksigen Spunde, bei denen selbst Karohosen noch niedlich sind. Doch dann betritt er nach einer Ketchup-Curry-Attacke einen Reinigungssalon, und da steht sie. Braune Augen, schöne Lippen, schmale Taille, Monika. Nur doppelt so alt wie er. Und jetzt zieht es dem Haudegen doch tatsächlich die Slippers vom Hacken, die Freundin zählt nicht mehr - was soll man auch von einer halten, die sich doch nur für den Lagerverkauf bei Dolce von der Liege hebt?
Unser kleiner Robert wurde geschnappt von der Liebe, nun dreht sich alles um Monika, die Resolute, die Wehrhafte, die ihn nicht ernst nimmt. Doch Robert bleibt dran, auch wenn in seinem schrägen Zuhause keiner Ohren für den Knallverliebten hat. Der Vater will den ehelichen Stillstand bekämpfen, hat also ’ne Neue, die Schwester ist liiert mit so ’ner Hackklopslesbe, die Mutter tischt für die dicke Marga aus Prinzip nicht auf und hat für einen lesbischen Kuß nur ein "JA! JA! JA!" übrig. Doch Robert, was soll’s, der schwebt und schwebt und schwebt ...
Tja, Leander Haußmann hat sich mal wieder am komischen Fach versucht. Was soll man sagen? Nach den müden letzten zwei Dingern haut er einem die frischeste Komödie der letzten Jahre um die Ohren. Und das liegt an vielerlei, zum Beispiel an den geschliffenen Dialogen, am komischen Talent Tom Schillings, am doppelbödigen Spiel mit dem Namensvetter Bob Dylan. Und dem plötzlichen Auftauchen eines Abkömmlings von Art Garfunkel. Dabei braucht’s den Querverweis nicht, auch wenn er urkomisch ist: Haußmann hat eine moderne und charmante REIFEPRÜFUNG der Neuzeit gedreht, und für Anne Bancroft hat er jemanden - Pardon! - ausgegraben, der man derart augenzwinkerndes Spiel nicht mehr zugetraut hätte: Maruschka Detmers! Ja, genau, die damals mit Godard und so ... Sie war lange weg, nun ist sie Monika, die Angebetene, die Geschmeichelte, die mit dem unvergleichbaren Timbre in der Stimme.
Haußmanns Meisterstück besticht durch das gekonnte Zusammenführen einiger Nebenschauplätze, die wunderbare und zum Beispiel durch den guten Buck brillant gespielte Figuren offerieren. Also hingehen, ansehen und sich mit Robert wundern - über gute Filme.
D 2008, 102 min
Verleih: Delphi
Genre: Komödie, Literaturverfilmung, Liebe
Darsteller: Tom Schilling, Maruschka Detmers, Detlev Buck
Regie: Leander Haußmann
Kinostart: 28.08.08
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.