D/Spanien 2022, 83 min
FSK 12
Verleih: Camino

Genre: Dokumentation

Regie: Anna Giralt Gris

Kinostart: 10.11.22

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Robin Bank

Wirtschaftlicher Ungehorsam

Bilder der Verwüstung, Kampfräume. Flammen werden gelöscht, irgendwo steht ein zerstörter Geldautomat. „Aufstände faszinieren mich“, spricht eine Stimme über die Überreste eines Kampfgebietes. Sie beschwört die Frage nach dem schmalen Grat zwischen Legalität und Legitimität. Wie weit geht man für die eigenen Ideale? Enric Duran soll Antworten liefern: 2008 hatte der katalanische Aktivist Banken um eine halbe Million bestohlen, um damit soziale Projekte zu unterstützen. Nun spukt er als ominöses Gespenst durch diesen Dokumentarfilm. Eine wendige Gestalt, die Identitäten wechselt, um gegen den Kapitalismus und seine ausbeuterischen Strukturen zu kämpfen.

ROBIN BANK entspinnt sich zuvorderst als Hatz, dieser listigen Persönlichkeit und ihrer öffentlichen Rolle eine Form zu verleihen, ihre Motive mit filmischem Material zu skizzieren. Anna Giralt Gris montiert Archivaufnahmen, Interviewtöne, animierte Sequenzen. Konversationen mit dem Gesuchten schreiben sich als Texte auf die Leinwand. Aus der Überlagerung besagter künstlerischer Schichten und Darstellungsweisen kreiert dieser dokumentarische Thriller eine beachtliche Spannung. Zugleich scheint sein eigenes Unbehagen gegenüber der Faszination für das Rebellische und Verbotene minütlich zu wachsen. Was lauert da im Untergrund, in den er hinabsteigt? Neue Geheimnisse, Risiken, Verschwiegenheiten.

Ein Experiment des Unerreichbaren: über einen eigensinnigen Protagonisten, der im mehrfachen Sinne entwischt, ist er einmal aufgespürt. Über ein Hineinwagen in die Aussichtslosigkeit, final schwankend auf sinnbildlicher rauher See. Denn was kann er als Einzelkämpfer bewegen, dieser zeitgenössische Robin Hood?

[ Janick Nolting ]