D 2014, 93 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm
Genre: Erwachsenwerden, Drama
Darsteller: Ben Münchow, Sebastian Tiede, Martin Feifel, Margarita Broich
Regie: Till Müller-Erdenborn
Kinostart: 09.06.16
Das konnte nix werden. Da erinnert sich einer aus dem Off an seine Jugend in den 80ern, erzählt werden soll von Rebellion und 50s-Musik, und dieser Sebastian ist Vogelstimmenfan! Zilpzalp und Rock’n’Roll – da braucht es viel guten Glauben, damit das zusammengeht. Womit wir mitten im Film sind, der an sich aus zwei Teilen besteht, die auch nicht zusammengehen wollen. Da wäre die Geschichte der Band „Rebels“, denen Hubertus vorsteht, ein ganz ordentlicher Sänger, Gestus und Tolle sitzen. Er und Sebastian schwärmen gleichermaßen für Debbie, ein Wildfang, der sich nicht entscheiden mag. Was Hubertus und Basti noch verbindet, sind zerrüttete Verhältnisse. Der eine leidet unter den Suffattacken des Vaters, der andere unter der autoritären Brutalität des Alten.
Im Ernst: Wenn von Ausbruchsversuchen durch Musik und die obligatorische Pulle Bier im Westdeutschland der frühen 80er derart bräsig erzählt wird, dann muß man sich als Ossi der späten Geburt wahrlich nicht mehr grämen. Im Fortlauf von ROCKABILLY REQUIEM wird ein heftiges Drama so unvermittelt, geradezu linkisch eingeflochten, daß man sich ob der Überrumpelung fast schon schämt. An den Schauspielern liegt es kaum (Margarita Broich mal ausgenommen, die nun doch mal jemand in ihrer immergleichen Hysterie bremsen sollte): Gerade Ben Münchow als Hubertus ist in jedem Moment stark, der hatte sich ja schon aus reinem Können heraus an der eigentlichen Hauptrolle in BOY 7 vorbeigespielt, die Besetzung der Nebenrollen durch Martin Feifel und Jutta Wachowiak paßt, aber das fehlende Lot des Films irritiert, und man hat plötzlich viel Zeit für Fragen.
Wer schreibt eigentlich heutzutage fürs Kino noch derartige Gesprächsszenen, die gern mit „Kennt Ihr das Gefühl ....“ beginnen? Wieso hat dieser Sebastian eigentlich als einziger in seiner Familie diesen sachsen-anhaltinischen Singsang auf der Zunge? Warum nutzt der Regisseur die Ménage à trois nicht zur echten Rivalität und blökt lieber aus dem Poesiealbum heraus? Das Getue um Freiheit und Revolte ist zahnlos, es rebelliert sich dann wie das Notenblättern in der Klavierstunde. Die Katastrophe ist keine heraufziehende, vielmehr eine rein behauptete, und so reagieren dann auch die Herumstehenden: kurz traurig sein, dann wieder nach Parolen leben.
An sich beschreibt den Bauchklatscher eines sich zu breit gebärdenden Films ein Dialog zwischen Basti und Hubertus am besten. Hubertus spricht ihn auf dessen erstes Tattoo an: „Ist das ein Wurm?“ - „Nee, ein Drache!“ So ist das eben mit großen Ambitionen.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.