Es ist noch gar nicht so lang her, da schwang der muskelbepackte neue Conan sein mächtiges Schwert über die Leinwand und sorgte im bierernsten Remake des wegbereitenden Schwarzen-egger-Erfolgs für einige unfreiwillig komische Momente. In dessen testosteronhaltigem Fahrwasser schicken sich die Macher von TERKEL IN TROUBLE nun an, das Genre der glänzenden Muskeln, blitzenden Schwerter und Leder-BHs gehörig aufs Korn zu nehmen. Das dänische Regie-Trio Thorbjørn Christoffersen, Kresten Vestbjerg Andersen und Philip Einstein Lipski geht dabei in die Vollen und macht mit dem unmißverständlichen Untertitel „Babes, Balls And Muscles – In 3D“ auch gleich klar, daß empfindlichere Geschmäcker und Gürtellinien bewußt ignoriert werden. Gut also, daß die spärlichen Lederkostümchen der Barbaren so etwas wie eine Gürtellinie gar nicht haben und im Stück vom Brustpanzer direkt zum G-String auslaufen.
Die Barbaren sind – wie einst die Gallier – ein mächtiges kleines Völkchen, dessen große Leidenschaften ganz Arnie-like der Schwertkampf, das Bodybuilding und die Fortpflanzung sind. Einzig der zartgliedrige, dauerplappernde Ronal fällt aus der Riege der stiernackigen Superkrieger deutlich heraus und fühlt sich gar nicht wohl inmitten seiner kampfeslüsternen Stammesbrüder. Als die Barbaren in einem Moment der Verwundbarkeit von den Schergen des bestialischen Prinz Volcazar überfallen und alle bis auf Ronal gekidnappt werden, ist es an dem drückebergerischen Hänfling, sein Volk zu befreien und endlich zum Helden zu reifen.
Das Zielpublikum dieser derben Fantasy-Parodie ist trotz einiger offensichtlicher Parallelen in der Grundkonstellation sicher nicht die Zuschauerschaft von WICKIE AUF GROSSER FAHRT. Vielmehr ist das Werk für all jene perfekt geeignet, die sich alljährlich in Wacken und Löbnitz auf den großen Metal-Festivals tummeln, und deren liebste Humoristen die Barden von KINGS OF ROCK – TENACIOUS D und Mike Myers in WAYNE’S WORLD sind. Die tapferen Krieger, die bei Ronals Besuch beim Orakel mit Durchfall Anfang des zweiten Akts noch nicht genug von Pups-, Kotz- und Sexwitzen haben und die frivole Abenteuerreise weiter bestreiten, werden mit Spektakeln belohnt, die der geneigte Manowar-Fan von zahlreichen CD-Covern kennt und liebt.
Allen anderen sei geraten, um Weihnachten den Kinosaal mit 3D-bebrillten Ronal-Fans zu meiden wie der Barbar das Arthousekino.
Originaltitel: RONAL BARBAREN
DK 2011, 89 min
Verleih: MFA
Genre: Computeranimation, Action, Persiflage
Regie: Thorbjørn Christoffersen, Kresten Vestbjerg Andersen, Philip Einstein Lipski
Kinostart: 22.12.11
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...