Originaltitel: ROSALIE
F 2023, 116 min
FSK 12
Verleih: X Verleih
Genre: Drama, Biographie, Historie
Darsteller: Nadia Tereszkiewicz, Benoît Magimel, Benjamin Biolay
Regie: Stéphanie Di Giusto
Kinostart: 19.09.24
Jung, charmant, attraktiv ist Rosalie – und wird dennoch per Mitgift quasi an Wirtshausbesitzer Abel verschachert. Sie will Kinder, er Schulden tilgen. Er krankt am ramponierten Körper, ihren bedecken Haare; ohne Rasur trägt die Dame Vollbart. Gleichwohl das optisch keinen Abbruch tut, eine Schande! Doch Rosalie erwehrt sich Sprüchen, Attacken und Arschlöchern, die Andersartiges im Reich des Widernatürlichen verorten, läßt die Gesichtsbehaarung statt Versteckens konsequent wachsen, steigt zum Aushängeschild des Lokals auf, findet Freundinnen. Derweil sich anfängliche Abwehr des Gatten zunächst zur Gewöhnung, dann Zuneigung wandelt.
Klar, das bietet kaum Platz für unerwartete Entwicklungen, ergo verläuft die Geschichte streng nach Plan, entlang überdeutlicher Gut-Böse-Figurenzeichnung an schön anzuschauender Ausstattung (Ende des 19. Jahrhunderts war Minimalismus eben nicht angesagt) sowie einer Näherung, deren Zärtlichkeit und Zurückhaltung drohende Kitschklischees meidet. Dazu jenes formidable Hauptdarstellerduo: Benoît Magimel verleiht dem gequälten, Liebe erst lernenden Abel berührende Kontur, dient aber trotzdem oft eher als Reflexionsfläche für Nadia Tereszkiewicz’ Ausstrahlung, in deren Gleißen Frankreichs Shootingstar, ätherisch zwischen Stärke und emotionalem Abgrundsblick mäandernd, verschiedentlich nahezu verglüht.
Was sogar vergessen macht, daß die wiederkehrende Ansicht von Rosalies Füßen (ja, sie besitzt welche und geht aufrecht!) aufgesetzt wirkt, wie dankenswert insgesamt mehr Mut zur entfernten Szene gewesen wäre. Um nichts missen möchte man hingegen dieses letzte Bild, dessen Wucht sich einbrennt.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...