• Meinungen

Roxy

… und andere krumme Hunde

Man sieht fast vorm inneren Auge ROXY-Regisseur Dito Tsintsadze Kinofoyers queren, um post-filmischen Unterhaltungen zu lauschen, zu erkunden, ob jemand jenen knorken Kniff bemerkte: Wow, er gab Bösling Levan seinen Nachnamen! Gecheckt, Häkchen dran. Genau wie an den großen Rest.

Direkt zu erahnen, wenn Taxifahrer Thomas zu Beginn per Off-Stimme sinniert, ereignislosen Hamsterradalltag plus Unsichtbarkeitsabsicht schildert – Folgen verrutschter Kindheit, der Ex-Stasi-Vater beging Suizid, die Mutter nahm’s auch erziehungstechnisch schwer. Klischeefigur und ausgetretenes Stilmittel, super Verbindung. Und es wird nicht besser: Finstere Gestalten mit starkem Akzent und titelgebendem Killerhund begehren wiederholte Dienste, kriminelle Russen, flüchtend. Klar. Geldscheine regnen, unser Mann ohne Leben greift gern zu; dann verdreht ihm Levans schneewittchenhafte Gattin den Kopf. Thomas ist eher Typ Rumpelstilzchen. Kann das klappen?

Fragte sich Devid Striesow wohl permanent aus anderen Gründen und tappt/sitzt/steht recht hilflos rum. Rutscht manchmal gar unters Radar – zugegeben! – sorgfältig gefärbter Bilder, welche einiges inszenatorisches Gespür für das, was sich in Spiegelungen und Hintergründen tut, beweisen. Und so mehr sagen als allerlei ungelenke Dialoge oder tosende Musik, derart penetrant aufs Ohr gedrückt, daß selbst Klassikfreunde über Wechsel zu -feinden nachdenken. Bis Thomas irgendwann schließlich eigene Spielregeln aufstellt, Konturen gewinnt, den Bleifuß von der Bremse dieser angezweifelt immer freiwillig komischen Thriller-Komödien-Verbrüderung nimmt, das Gaspedal tritt, zumindest leicht. Nur: zu spät. Zu vorsichtig.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...