Originaltitel: LE RETOUR
F 2023, 107 min
FSK 12
Verleih: Grandfilm
Genre: Drama, Erwachsenwerden
Darsteller: Aïssatou Diallo Sagna, Esther Gohourou
Regie: Catherine Corsini
Kinostart: 14.03.24
Es scheint zunächst wie ein unbeschwerter Sommertraum: Während Mutter Khédidja die Kinder einer wohlhabenden Pariser Familie in deren Urlaub auf Korsika hütet, genießen ihre beiden halbwüchsigen Töchter den Sommer auf der Insel. Die Mädchen sind sehr unterschiedlich: Während Jessica einen Platz an einer Elite-Uni erobert hat, strauchelt die jüngere Farah in der Schule. Doch Sonne, Strand und erste sexuelle Erfahrungen werden bald von einem düsteren Familiengeheimnis überschattet. Schließlich war der vor 15 Jahren verstorbene Vater der heute in Paris lebenden Mädchen selbst Korse. Über die wahren Gründe für ihre damalige Abreise von der Insel hat ihre Mutter sich immer ausgeschwiegen. Die Rückkehr reißt alte Wunden wieder auf und stellt Khédidjas Beziehung zu ihren Töchtern auf die Probe.
Fast jede Figur in DIE RÜCKKEHR NACH KORSIKA hat an irgendeinem Punkt in ihrem Leben einen geliebten Menschen verloren: einen Vater, eine Mutter, einen Mann, einen Sohn, einen Freund. Die Figuren kreisen um diese inneren Leerstellen, laufen vor ihnen weg oder mauern sie ein. Gleichzeitig kämpft jede von ihnen um ihren Platz in der Welt. In Catherine Corsinis Film ist Korsika trotz seiner atemberaubenden touristischen Kulisse eine Insel, die sich Fremden im Grunde verschließt. Sie genießen vielleicht die Naturschönheiten, werden aber nicht in die korsische Gemeinschaft aufgenommen. Das hat auch Khédidja zu spüren bekommen. Ob es auch oder vor allem wegen ihrer dunklen Hautfarbe war, läßt der Film offen. Rassismus ist in diesem Film nur ein Aspekt unter vielen, der Zugehörigkeit formt. Mindestens ebenso entscheidend sind die sozialen Unterschiede. Wenn sich die ehrgeizige Jessica und Gaïa, ambitionslose höhere Tochter, ineinander verlieben, schwingt neben allem jugendlichen Überschwang auch Paternalismus mit.
Corsinis Figuren sind komplex und lassen sich nicht klar einordnen, doch über diesem ganzen Beziehungsgeflecht gerät ihr die etwas überkonstruierte Handlung aus dem Gleichgewicht. Da werden lang und breit jugendliche Selbsterkundungen und Partyexzesse gefilmt, während das Drama um Mutter Khédidja dann überraschend knapp abgehandelt wird. In Erinnerung bleibt vor allem Esther Gohourous intensive Darstellung der rebellischen Farah.
[ Dörthe Gromes ]