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Ruhm

Episoden rund um Identität, Liebe, Tod und Handies

Es war nur eine Frage der Zeit, bis eines der Bücher des jungen Erfolgsschriftstellers Daniel Kehlmann verfilmt werden würde. Weltweit bekannt wurde er 2005 mit seinem Werk „Die Vermessung der Welt“. Fernseh-Regisseurin und Drehbuchautorin Isabel Kleefeld bringt jetzt Kehlmanns Episodenroman „Ruhm“ in einer internationalen Ko-Produktion mit großem deutschen Staraufgebot auf die Leinwand.

Im Film werden sechs Geschichten erzählt, die alle untereinander Schnittpunkte aufweisen. Da ist der Ingenieur Joachim Ebling, der auf seinem neuen Handy ständig Anrufe von wildfremden Menschen erhält. Oder der Filmstar Ralf Tanner, der zeitweilig seine Identität mit einem Doppelgänger tauscht. Weiterhin der bekannte Schriftsteller Leo Richter, der mit seiner Freundin von Goethe-Institut zu Goethe-Institut durch die Welt reist, und die nicht ganz so bekannte Krimiautorin Maria Rubinstein, die es auf eine Rundreise in einen absurden kommunistischen Marionettenstaat verschlägt. Hinzu kommen die unheilbar kranke Rosalie und der manische Internetblogger Mollwitt.

Die virtuos ineinander verschachtelten Episoden sind im Grunde Mittel zum Zweck, um eine Vielzahl an Fragen zu streifen: Worauf bauen wir unsere wackligen Identitätskonstruktionen? In welchem Wechselspiel stehen Realität und Vorstellung zueinander? Welches Verhältnis hat ein Autor zu seinen Figuren? Wie sieht die Liebe aus und wie der Tod? Gibt es ein Leben ohne Mobiltelefon?

Der Ton schwankt dabei zwischen Tragödie und Komödie mit einigen Ausreißern ins Gebiet der billigen Lacher. Kleefeld inszeniert flott und handwerklich geschickt, die Schnitte zwischen den einzelnen Episoden wirken zwar mitunter etwas abrupt, aber das stört nur am Rande. Die Optik ist glatt poliert und entspricht den gängigen Sehgewohnheiten.

Das alles unterhält recht gut, wirklich berühren tut jedoch keine der Geschichten. Das liegt zum einen an der Fülle der Figuren, mit denen man in der Kürze der Zeit kaum warm wird. Zum anderen an der inhaltlichen Überfrachtung. So werden die ständig nebenbei angerissenen, durchaus existentiellen Fragen nie auch nur annähernd ausgelotet. Da bleibt dann am Ende nicht mehr als "Schön, daß wir mal drüber geredet haben."

So ist RUHM wie eines dieser überproduzierten Lifestyleprodukte: Ganz hübsch, tut nicht weh, und mit der nächsten Drehung des Erdballs ist es auch schon wieder vergessen.

D/Österreich/CH 2011, 103 min
FSK 12
Verleih: NFP

Genre: Episodenfilm, Tragikomödie

Darsteller: Senta Berger, Heino Ferch, Stefan Kurt, Julia Koschitz, Thorsten Merten

Regie: Isabel Kleefeld

Kinostart: 22.03.12

[ Dörthe Gromes ]