Inspektor Ho Shung-Sang ist Spezialist für Verhandlungen mit Geiselnehmern und wittert gleich einige Ungereimtheiten, als ihm der Verbrecher Wah entkommt. Dieser hatte Diamanten aus dem Büro einer Finanzierungsfirma gestohlen und konnte trotz eines großen Polizeiaufgebotes fliehen.
Stutzig wird Sang, als ihm auffällt, daß in dem Gebäude noch einige andere, wohlhabende Firmen ihren Sitz haben. Für Wah wäre also sehr viel mehr Beute drin gewesen. Noch mit den Ermittlungen befaßt, spielt der Flüchtige ihm Hinweise zu, daß eine Spedition aus dem selben Gebäude von dem Hehler Chan geleitet wird. Er wollte den Kommissar nur auf die Spur dieser Bande bringen und inszenierte deshalb den Überfall. Auf der Suche nach Bestätigung für Wahs Verdacht, bricht Sang in das Gebäude ein und kann tatsächlich Beweise sammeln. Noch ahnt er jedoch nicht, daß Wah sterbenskrank ist, und sein Vater vor einigen Jahren von Chan betrogen wurde - seine Handlungen sind also nicht ganz uneigennützig.
Mit vielen ruhigen Momenten und wenig Action inszenierte Johnnie To, einer der erfolgreichsten Regisseure und Produzenten Hongkongs, diesen Film. Viele Elemente findet man auch in westlichen Produktionen - so ist der Cop Sang ein typischer Einzelgänger, der mit Vorurteilen und Anfeindungen seines Chefs leben muß. Auch einige komische Einlagen um die untergebenen Polizisten sind, genau wie die sich anbahnende Liebe zwischen Wah und einer Geisel, wenig originell.
Trotzdem hebt sich der Film von amerikanischen Produktionen durch die sorgfältige Storyline ab. Der körperliche Verfall Wahs wird genauso deutlich gemacht, wie die Annäherung zwischen ihm und Sang. Die Kampfszenen sind eher spärlich gesät. Vielmehr konzentriert sich Johnny To auf Konflikte und Motive der Personen, ohne dabei jedoch die Spannung durch ständige Melodramatik oder unnötige Nebenhandlungen zu zerstören.
Originaltitel: AUM JIN
China 1999, 92 min
Verleih: REM
Genre: Eastern, Thriller, Action
Darsteller: Andy Lau Tak Wah, Lau Ching Wang, Yo Yo Mung
Regie: Johnnie To
Kinostart: 09.11.00
[ Jan Berger ]